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Berlin: Religion-Begegnungsmodell: SPD steuert auf Kompromisskurs

Angesichts der aktuellen ausländerfeindlichen Vorkommnisse ist auch die Diskussion innerhalb der Berliner SPD um wertevermittelnden Unterricht in der Schule neu entbrannt. Dabei gehen SPD-Fraktion und SPD-Schulsenator offensichtlich aufeinander zu.

Angesichts der aktuellen ausländerfeindlichen Vorkommnisse ist auch die Diskussion innerhalb der Berliner SPD um wertevermittelnden Unterricht in der Schule neu entbrannt. Dabei gehen SPD-Fraktion und SPD-Schulsenator offensichtlich aufeinander zu. Er bestehe "nicht panisch" auf dem bisher von ihm favorisierten Modell, sagte Klaus Böger auf Anfrage. Wichtig sei zuallererst, dass Weltreligionen, ihre Philosophien und Werte in Zukunft verbindlich im Unterricht vermittelt werden.

Wie berichtet, hatte sich der Senator für die Wahlpflichtfächer Religion oder alternativ Ethik/Philosophie ausgesprochen. Je nachdem, welches Fach die Schüler wählen, beschäftigen sie sich in getrennten Kursen mit den Inhalten, sollen sich aber austauschen ("Begegnungsmodell"). Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Wowereit hatte dieses Modell abgelehnt und stattdessen für ein einziges Fach votiert, in dem die Kinder gemeinsam jede Weltreligion kennen lernen sollen ("Fenstermodell"). Der bisherige konfessionelle Unterricht ginge in diesem Fach auf.

Auch die schulpolitische SPD-Fraktionssprecherin Eveline Neumann plädierte gestern für die Wowereit-Variante. Andererseits sei "alles im Fluss", es gebe noch keine Festlegung auf ein Modell. Wichtig sei vor allem, dass sich Berliner Schüler künftig verpflichtend mit verschiedenen Religionen auseinandersetzen - und nicht, wie bisher, statt des Unterrichts Freistunden in der Eisdiele verbringen. In Berlin hat nach Auskunft von Frau Neumann nur ein Drittel aller Jugendlichen Religion gewählt. Es müsse aber sichergestellt werden, dass "obskuren Religionsgemeinschaften" der Zutritt in die Schulen verwehrt bliebe.

Unterdessen sagte SPD-Fraktionssprecher Peter Stadtmüller auf die Frage nach den konkurrierenden Modellen, "man kann über alles diskutieren". Klaus Böger zeigte sich ebenso offen: "Ich habe kein Problem mit dieser Fragestellung." Es war zu hören, dass Skeptiker aus der Partei, die bislang verpflichtenden Wertekundeunterricht, in welcher Form auch immer, ablehnten, von ihrer urspünglichen Überzeugung abzurücken scheinen.

Die Bildungsexpertin der SPD-Fraktion stellte gestern Eckpunkte des Schulreformgesetzes vor, über das sich die Fraktionen bis September einigen müssen, um es 2001 ins parlamentarische Verfahren einzubringen. Nach Vorstellung der SPD-Fraktion soll es in Berlin künftig unter anderem eine neue, verbindliche Abschlussprüfung nach der 10. Klasse geben - nicht nach dem Vorbild eines "Zentral-Abiturs", sondern mit Hilfe vergleichbarer Aufgabenstellungen, um Hauptschülern bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen. Eltern sollen es leichter haben, ihre Kinder bereits mit fünf Jahren einzuschulen, Grundschüler innerhalb des Klassenverbandes gefördert werden und so zwei Schuljahre in nur einem absolvieren können.

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