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Berlin: Religion oder Ethik für die Schüler: Streit geht weiter SPD-Vorschlag auch bei

Der Erfurter Attentäter Robert Steinhäuser hatte zuletzt weder am Religionsunterricht teilgenommen, noch an einem Pflichtfach Ethik/Philosophie/Lebenskunde. Er war von der Schule verwiesen worden.

Der Erfurter Attentäter Robert Steinhäuser hatte zuletzt weder am Religionsunterricht teilgenommen, noch an einem Pflichtfach Ethik/Philosophie/Lebenskunde. Er war von der Schule verwiesen worden. Jetzt hat der SPD-Fraktionschef Michael Müller einen verbindlichen Werteunterricht gefordert und damit den Streit über die Vermittlung von Religion, Philosophie und Lebenskunde mit neuem Leben erfüllt. Schon für das Schuljahr 2003/2004 fordert Müller Veränderungen: „Wir sollten ein verbindliches Fach Wertevermittlung so schnell wie möglich einführen“, sagte Müller. „Die PDS darf sich diesem Thema bei gesicherter Finanzierung nicht verschließen.“

Das tut sie auch nicht. „Ich kann mir das gut vorstellen“, sagte die schulpolitische Sprecherin der PDS, Siglinde Schaub, auch wenn ihr die ungeklärte Finanzierung noch als Haken erscheint. Schaub stellt sich einen breiten gesellschaftlichen Konsens vor, auf dem ein solches Fach beruhen sollte. Parteien, Kirchen, aber auch Elternvertretungen sollten in die inhaltliche Gestaltung dieses Faches einbezogen werden. Schulsenator Klaus Böger (SPD) sieht in dem Vorstoß eine Bestätigung des von der Schulverwaltung propagierten Begegnungsmodells. Das sieht vor, die Schüler zwischen zwei Wahlpflichtfächern entscheiden zu lassen: dem Religionsunterricht und dem Fach Ethik/Philosophie. „Ich erwarte, dass der Vorstoß vom Parlament umgesetzt wird“, so Böger.

Der Streit um den Religionsunterricht ist auch durch die erneute Debatte nicht gelöst. Die PDS lehnt ein Wahlpflichtfach Religion, wenn auch als Alternative zu einem weltanschaulich neutralen Lehrangebot, ab. „Das wäre Religion als Pflichtfach durch die Hintertür. Da würde ich nicht zustimmen“, sagte Siglinde Schaub. Bislang war auch innerhalb der SPD Bögers Unterstützung des Religionsunterricht auf Widerstand gestoßen. Der freiwillige Religionsunterricht wird inzwischen zunehmend auch von nicht-christlichen Religionsgruppen abgehalten: Rund 3500 junge Moslems werden ab diesem Sommer von der Islamischen Föderation unterrichtet werden, in Zukunft wollen auch die liberalen Alewiten Islamunterricht an den Schulen erteilen.

Für die CDU kommt der Vorstoß von Müller zu spät. Die CDU habe schon lange vor Erfurt Religion oder Ethik als Pflichtfach gefordert. Müllers Vorschlag, „ist in dieser Form nicht zu akzeptieren und stellt einen weiteren Angriff auf die christlichen Kirchen dar“, sagte der schulpolitische Sprecher Uwe Goetze.

Buddhisten in die Schule?

Die Buddhistische Gesellschaft Berlin will ab Herbst 2003 an zwei Schulen Religionsunterricht erteilen. Das Angebot richte sich an die Kinder deutscher Buddhisten und an die etwa 6000 asiatischen Schüler in Berlin. Der Rahmenplan wird derzeit entwickelt und soll noch in diesem Jahr dem Senat vorgelegt werden.Moritz Schuller

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