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Berlin: Rentnerin getötet: Zehn Jahre Haft nach Amokfahrt

„Der Angeklagte ist ein sehr verantwortungsloser Mensch“, sagte der Vorsitzende Richter. Marcus G.

„Der Angeklagte ist ein sehr verantwortungsloser Mensch“, sagte der Vorsitzende Richter. Marcus G., 30, nahm die Worte mit einem leichten Nicken. Er ist der Amokfahrer, der in Neukölln eine 70-jährige Fußgängerin erfasst und fast 500 Meter mitgeschleift hatte. Das Landgericht wertete die Tat gestern als Körperverletzung mit Todesfolge. Gegen G. erging eine Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Jahren.

Es war gegen 12 Uhr, als G. am 16. Juni vergangenen Jahres auf der Sonnenallee einen Auffahrunfall mit Blechschaden verursachte. Es wäre eine Bagatelle gewesen. Marcus G. aber besaß keinen Führerschein, war wegen Verkehrsdelikten vorbestraft und stand unter Bewährung. Er bot dem anderen Autofahrer eine Lösung ohne Polizei an. Als der Mann ablehnte, floh G. Wenig später streifte er eine 77-jährige Rentnerin im Rollstuhl und deren Begleiterin. An demselben Fußgängerübergang stand auch die 70-jährige Frau. Marcus G. raste nicht, doch er erfasste die Rentnerin. Sie geriet auf die Motorhaube seines Mercedes. „Er muss gesehen haben, dass sie auf dem Auto lag und fuhr dennoch weiter“, hieß es im Urteil. Nach 14 Metern rutschte die Frau von der Motorhaube unter das Auto. Ob er das bemerkte, sei jedoch nicht festzustellen gewesen. Ein Passant rief zwar noch: „Da ist jemand unter dem Auto.“ Doch die Warnung kam bei G., der unter Drogen stand, nicht an. Die Frau starb am Unfallort.

Der Angeklagte habe die Opfer nicht absichtlich verletzen wollen, befand das Gericht: G. wurde auch des Fahrens ohne Führerschein sowie der fahrlässigen Körperverletzung für schuldig gesprochen. Die Richter ordneten an, dass er nach sechs Jahren Haft in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden solle und verfügten eine lebenslange Führerscheinsperre.

Kerstin Gehrke

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