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Berlin: Restaurierung: Aufgalopp in Mitte

Der Alte Museum hat seinen Skulpturenschmuck zurück: Gestern wurde auf das Dach des Alten Museums die von den Flügelspitzen bis zu den Hufen restaurierte Figurengruppe "Pegasus von der Muse gelabt" gestellt. Vorn am Lustgarten erheben sich die von Friedrich Tieck modellierten Dioskurengruppen, die 1827/28 aus Eisen gegossen wurden.

Der Alte Museum hat seinen Skulpturenschmuck zurück: Gestern wurde auf das Dach des Alten Museums die von den Flügelspitzen bis zu den Hufen restaurierte Figurengruppe "Pegasus von der Muse gelabt" gestellt. Vorn am Lustgarten erheben sich die von Friedrich Tieck modellierten Dioskurengruppen, die 1827/28 aus Eisen gegossen wurden. Auf der Seite zur Nationalgalerie war im vergangenen Jahr die von Hugo Hagen modellierte Plastik "Pegasus von der Grazie gebändigt" aufgestellt worden. Jetzt folgt die vierte und letzte Gruppe, eben die von Hermann Schievelbein geschaffene klassizistische Darstellung eines Flügelrosses, dem die Muse eine Schale mit Wasser reicht. Mit diesem im Jahr 1861 aufgestellten Figurenschmuck wurde die Aufgabe des Alten Museums als Sammelstätte von Kunst und Hort der Musen weithin sichtbar unterstrichen.

Die exponierte Stellung der Figuren auf dem Dach des Alten Museums machte sie angreifbar. Wind und Wetter setzten den tonnenschweren Metallplastiken zu. Inwendig angebrachte Stützkonstruktionen verrichteten nicht mehr ihren Dienst. Restauratoren mussten helfen.

Die aus Zinkguss bestehenden Pegasus-Gruppen waren 1996 wegen erheblicher Schäden demontiert worden. In der Weißenseer Metallrestaurierungswerkstatt Haber & Brandner wurden sie gereinigt, gefestigt und mit einem schützenden Farbüberzug versehen. "In beiden Fällen haben wir erhebliche mechanische Schäden festgestellt. Die Standsicherheit war nicht mehr gewährleistet, die inwendige Stützkonstruktion aus Eisen musste durch eine neue Stahlkonstruktion ersetzt werden, die nun wirklich die Musen und die Pferde mit ihren auffälligen Flügeln stabilisiert und auch heftigen Sturm aushält", sagt Restaurator Jörg Freitag. Bei den Figuren seien zahlreiche Brüche festgestellt worden. Das vier bis zehn Millimeter dicke Metall sei regelrecht versprödet, und bei alten Lötnähten vor allem bei den Läufen des Flügelrosses habe man "klaffende Risse" schließen müssen. Gleichzeitig seien unsachgemäß aufgeschraubte Bleche entfernt und Löcher aus der Kriegszeit geschlossen worden.

Als das alles geschafft war, wurden die über drei Meter hohen Metallkörper durch Feinstrahlen von Korrosionsprodukten befreit und geglättet. Ganz zum Schluss wurde die Farbfassung nach alten Befunden rekonstruiert. Wie Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Gruppe einen mehrschichtigen Überzug, der das Zink vor der Witterung schützt und es von weitem wie rot schimmerndes, ein wenig patiniertes Kupfer erscheinen lässt. Dieser Anstrich mit einer leicht grünlichen Lasur ist historisch verbürgt. "Diese Farbe schützt das Metall und verleiht der Figur die von den Bildhauern gewünschte Fernwirkung", betont der Restaurator. Die jetzt durch eine komplizierte Edelstahlkonstruktion ersetzten Eisenstützen aus dem 19. Jahrhundert seien sichergestellt. Bei Bedarf könne man sie wieder zusammensetzen und Besuchern des Alten Museums als Beispiel vorführen, wie man vor 150 Jahren Metallplastiken inwendig stabilisiert hat.

Helmut Caspar

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