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Berlin: Rettung oder Luftnummer?

Zum neuen Konzept für den City-Flughafen will sich niemand konkret äußern. Jetzt steht erst einmal die Klage gegen den Schließungsbeschluss bevor

Ist er der Retter oder sind seine Pläne eine Luftnummer? Noch immer lässt sich nicht sagen, wie realistisch das Konzept des amerikanischen Managers Fred Langhammer ist, der aus dem Flughafen ein ambulantes Gesundheitszentrum machen will – mit angeschlossenem Hotel, Gastronomie sowie einem Tagungszentrum, ergänzt durch museale Einrichtungen. 350 Millionen Euro will Langhammer nach eigenen Angaben zusammen mit anderen Geldgebern in das Gebäude investieren. Aber nur unter der Voraussetzung, dass der Flugbetrieb zumindest für Geschäftsflüge fortbesteht.

Aber auch nachdem Langhammer seine Pläne konkretisiert hat, will sich von den zuständigen Stellen dazu niemand konkret äußern. „Wir werden nichts machen, was den BBI-Ausbau in Schönefeld gefährden könnte“, sagte die Sprecherin des Finanzministeriums, Ingeburg Grüning. Das Ministerium hatte dem Vernehmen nach auf die Idee Langhammers zunächst durchaus wohlwollend reagiert.

Wird der Flugbetrieb eingestellt, fällt das riesige Gebäude an den Bund zurück. Derzeit ist es von der Berliner Flughafengesellschaft gepachtet. Sie hatte den Bau Anfang der 90er Jahre komplett übernommen, als wieder ziviler Flugverkehr in Tempelhof möglich war. Die Hoffnung, die Räume gewinnbringend vermieten zu können, hatte sich allerdings nicht erfüllt. Ein Ausbau der Räumlichkeiten wurde erst gar nicht vorgenommen.

Experten wie der Klinikplaner Wolfgang Thiede bezweifeln, dass das bisher bekannte Konzept Langhammers aufgehen kann. Die angegebenen Investitionen seien für ein Gesundheitszentrum „irre“ hoch, für die Sanierung des Gesamtbaus aber zu niedrig. Von Langhammer selbst war dazu gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Er will, dass in Tempelhof 60 niedergelassene Ärzte pro Jahr bis zu 120 000 gesetzlich versicherte Patienten in einer Art Poliklinik betreuen. Hierbei sei eine Zusammenarbeit unter anderem mit der Charité geplant. Deren Sprecherin Kerstin Endele bestätigte gestern, dass es bereits „interessante Gespräche“ gegeben habe. Mehr wollte aber auch sie nicht sagen.

Zusätzlich ist ein International Health Center für 5500 zahlungskräftige Patienten pro Jahr vorgesehen, für die der Flugbetrieb erforderlich sei, so Langhammer. Sie sollen, vorwiegend aus Osteuropa und dem mittleren Osten kommend, gewissermaßen aus dem Flugzeug auf den Operationstisch gelangen können.

Der Senat und die Flughafengesellschaft halten am Schließungsbeschluss zum 31. Oktober 2007 kompromisslos fest, auch einen Geschäftsflugverkehr lehnen sie für die Zukunft ab. Klagen dagegen will das Oberverwaltungsgericht am 19. Dezember verhandeln. Langhammer fordert, den Schließungsbeschluss aufzuheben. Allerdings hatte er früher betont, den BBI-Ausbau in Schönefeld nicht gefährden zu wollen. BBI sei für die Region zwingend erforderlich. Tempelhof solle daher nur „beschränkt“ weitergenutzt werden.

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