zum Hauptinhalt
112 ruft 112. Die Feuerwehr kämpft mit alten Fahrzeugen und Sparzwängen. 

© picture alliance / Arne Bänsch / dpa

Rettungsdienste in der Hauptstadt: 150 Feuerwehr-Autos stehen in der Werkstatt

Der Mangel an Fahrzeugen bei der Berufsfeuerwehr hat zur Folge, dass die Freiwilligen Wachen ihren Fuhrpark abtreten müssen.

Nicht alle Freiwilligen Feuerwehren der Stadt können jederzeit zu einem Brand ausrücken. Der Grund: Sie haben gerade kein Löschfahrzeug im Gerätehaus. Die müssen sie immer öfter den Berufsfeuerwehren zur Verfügung stellen, wie Brandoberrat Thomas Kirstein, Sprecher der Berliner Feuerwehr, bestätigt.

In den vergangenen Wochen machten deshalb immer mehr Freiwillige Feuerwehren ihrem Ärger Luft. Die Freiwilligen Wehren in Marzahn, Hellersdorf, Wittenau und Wilhelmsruh müssen derzeit auf ihre Löschfahrzeuge verzichten. Und warum? Zum einen ist der Fuhrpark aller Berliner Wehren überaltert. Laufzeiten von 20 Jahren sind keine Seltenheit. Zum anderen sind die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge reparaturintensiv. Zurzeit stehen allein 150 Rettungsfahrzeuge in der Werkstatt.

„Wenn es so weiter geht, können wir die Hilfsfrist nicht mehr einhalten“

Dass die Feuerwehr nicht rechtzeitig zu einem Brand oder Notfall kommt, muss niemand befürchten. „Noch nicht“, sagt Sascha Guzy, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbands. „Wenn es so weiter geht, dann können wir die Hilfsfrist nicht mehr einhalten.“ Noch sei gewährleistet, dass acht Minuten nach dem Alarmieren die Einsatzkräfte im Berliner Stadtgebiet eintreffen.

Um die Engpässe auszugleichen, werden ausschließlich Fahrzeuge der sogenannten B-Wehren vorübergehend den Berufswehren ausgeliehen. Zur Erklärung: Die 58 Berliner Freiwilligen Feuerwehren sind in sogenannte A- und B-Wehren eingeteilt. Bei den Feuerwehren des Typs A müssen die Kameraden innerhalb von vier Minuten zum Einsatz ausrücken und decken einen definierten Ortsteil ab.

Deshalb wohnen die Einsatzkräfte meist in Nähe der Wache. Dagegen sind B-Wehren – 22 an der Zahl – einer Berufsfeuerwehrwache angegliedert und unter anderem zur Absicherung von Großveranstaltungen eingesetzt. Außerdem werden sie immer dann hinzugezogen, wenn die Feuerwehr von Großschadensereignissen spricht. Das sind beispielsweise Einsätze nach Orkanen oder bei Großbränden.

„So zerstört man das Ehrenamt und beraubt sich einer wichtigen Stütze“

„Wir haben eine Prioritätenliste. Wenn ein Löschfahrzeug bei einer kleineren Feuerwehr abgezogen wird, dann wird sie im Brandfall nicht alarmiert und es springt eine andere Freiwillige- oder die Berufsfeuerwehr ein“, erklärt Sprecher Kirstein. Für Sascha Guzy nicht akzeptabel: „So zerstört man das Ehrenamt und beraubt sich einer wichtigen Stütze.“

Der Senat müsse in Fuhrpark und Geräte investieren. „Mit den 8,7 Millionen Euro, die der Haushalt in diesem Jahr und auch im kommenden Jahr zur Verfügung stellt, können wir nur notdürftig Löcher stopfen“, sagt er. „Und unter den 100 neuen Fahrzeugen, die uns in Aussicht gestellt wurden, sind nur zwei Löschfahrzeuge.“

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger, reagierte mit deutlichen Vorwürfen an den Innensenator: „Der Mangel an Einsatzfahrzeugen der Berliner Feuerwehr ist brandgefährlich. Derzeit bangen die Lebensretter um ihre Einsatzfähigkeit, da zu wenig Löschfahrzeuge zur Verfügung stehen. Und das gerade jetzt im Sommer, wenn die Waldbrandgefahr am höchsten ist und durch Grillpartys gefährliche Brände ausgelöst werden können.“ Die Zustände seien „verheerend“.

+++

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel

- Berlins Feuerwehr-Löschboot ist alt, eine Neuanschaffung teuer. Wie wäre es also mit Jet-Ski mit Blaulicht auf der Havel? Lesen Sie mehr im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel.

- „ ... dann sind Sie in Lebensgefahr“: Was tun, wenn ein Ertrinkender klammert? Ein DLRG-Retter über richtige Hilfe. "Halten Sie Abstand vor Ertrinkenden in Not!"

- 1947 kamen 80 Berliner ums Leben, als ein furchtbares Feuer in einem Tanzlokal ausbrach. Noch heute erinnern sich Ältere an die Nacht.

- Unwetter in Berlin: Als Freiwilliger Feuerwehrmann im Dauerregen-Einsatz - Im Interview erzählt ein freiwilliger Feuerwehrmann aus Spandau über eine Nacht voller Keller, Currywurst und Regen im Nackenleder.

Zur Startseite