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Berlin: Rieselfelder werden wohl doch nicht an Wirt verkauft

Ein Kompromiss um die Spandauer Flächen ist in Sicht. Gastronomie könnte in alten Betriebshof einziehen.

Berlin - Beim umstrittenen Verkauf der Spandauer Rieselfelder zeichnet sich ein Kompromiss ab, der die Interessen des Bezirks berücksichtigt. Die Berliner Stadtgüter sollen jetzt das rund drei Millionen Quadratmeter große Areal von den Berliner Wasserbetrieben übernehmen. Damit wäre eine Fortsetzung der bisherigen Landwirtschaft gesichert. Der ursprüngliche Kaufinteressent, Großgastronom Josef Laggner, könnte sich auf die Nutzung des früheren Betriebshofs an der Potsdamer Chaussee beschränken.

Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am 16. Januar um 19 Uhr im Bürgersaal des Rathauses werden auch Vertreter der Stadtgüter präsent sein, so Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD). Diese seien ein „Wunschkandidat des Bezirks“, sagt der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz, der entsprechende Verhandlungen bestätigte. Es gebe „erste Vorgespräche, was möglich wäre“, erklärte der Bereichsleiter Immobilien der Stadtgüter, Torsten Reimers.

Eine Übernahme hätte „eine gewisse inhaltliche Logik“, sagte Reimers. Schließlich bewirtschaften die Stadtgüter bereits rund 6000 Hektar an Berliner Rieselfeldflächen im Umland der Stadt. An der landwirtschaftlichen Nutzung würde sich nichts ändern. Auch die anderen Rieselfelder sind an Landwirte verpachtet.

Wie berichtet, wollen sich die Wasserbetriebe von den Rieselfeldern trennen, die einen „nicht mehr betriebsnotwendigen Aufwand darstellen“, dessen Unterhaltung die Pachteinnahmen weit überschreitet. Pläne zum Verkauf an Josef Laggner stießen in Spandau auf heftigen Widerstand. Der Großgastronom, der unter anderem Lutter & Wegner, Kaisersaal, Krongut Bornstedt, Augustiner am Gendarmenmarkt und Fischerhütte am Schlachtensee betreibt, möchte im bisherigen Betriebshof einen weiteren Gastronomiebetrieb eröffnen und wollte das Gesamtareal erwerben. Eine Privatisierung der Rieselfelder, die gut drei Prozent der Bezirksfläche ausmachen, lehnt Spandau jedoch ab. Der Verkauf an Laggner sei „zu 99 Prozent vom Tisch“, sagt Bürgermeister Kleebank. Es gelte, gemeinsam mit den Wasserbetrieben eine Lösung zu finden, die auch von der Bezirks- und Landespolitik getragen wird.

Einer Nutzung des Betriebshofs stehe indessen nichts entgegen, wenn die Gebäude für die Unterhaltung der Rieselfelder nicht mehr benötigt werden. Das wird gegenwärtig geprüft, sagte Bezirksbürgermeister Kleebank. Er befürwortet jedoch eine Verpachtung anstelle eines Verkaufs. Beim Besuch im Rathaus habe Laggner die Gaststättenpläne zwar grob bestätigt, aber offengelassen, ob es sich um eine Erlebnisgastronomie handeln soll oder nicht. Die Zahl der benötigten Parkplätze zumindest soll in einem vertretbaren Rahmen bleiben. Laggner ließ auf Anfrage erneut mitteilen, dass er sich „zum momentanen Zeitpunkt“ nicht äußern möchte.

Am 16. Januar werden die Wasserbetriebe ein Nutzungskonzept und die ersten Ergebnisse einer Gefährdungsanalyse vorstellen. Wegen der Bodenbelastung durch die Abwasserverrieselung in der Vergangenheit dürfen bisher generell nur Futtermittel angebaut werden. Zehn Prozent der als Tafeln bezeichneten Teilflächen seien untersucht worden, sagt der Sprecher der Wasserbetriebe, Stephan Natz. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden die restlichen Tafeln in der ersten Hälfte dieses Jahres gezielter untersucht.

Das Gutachten werde dann zeigen, ob sich weitere Tafeln künftig bewirtschaften lassen, sagte Bürgermeister Kleebank ferner. Er könne sich aber auch vorstellen, dass Teilflächen des bisherigen Landschaftsschutzgebietes zu Naturschutzgebieten aufgewertet werden, um die Lebensräume der hier beheimateten seltenen Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. Rainer W. During

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