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Berlin: Risiko auf zwei Rädern: Polizei warnt vor Elektrorollern

Schon hunderte Spaßmobile sichergestellt, weil sie nicht für die Straße zugelassen sind. Experten raten von „Scootern“ und „Go-Peds“ für Kinder ab

Die Gefährte sehen niedlich aus, können aber gefährlich werden: modische Elektroroller, auch „Scooter“ oder „Go-Peds“ genannt. In Berlin sind sie in Supermärkten oder Importshops schon ab etwa 90 Euro zu haben. Doch die wenigsten Käufer wissen, dass die Sommer-Roller meist gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind. Die Polizei hat auf Berlins Straßen schon hunderte Spaßmobile sichergestellt – auch deshalb, weil sie mitunter erhebliche technische Mängel aufwiesen. Das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) warnt jetzt Eltern vor den Elektro-Spielzeugen: „Die Roller können Kindern gefährlich werden.“

In Berlin haben die Beamten der Polizeidirektion 5 in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln besonders viele Zweiräder sichergestellt. Dort ist das Gefährt besonders angesagt. Vergangenes Jahr zogen allein die Polizisten vom Abschnitt 52 in Kreuzberg 39 Scooter ein. In ganz Berlin waren es 400. Nur 70 Prozent der Roller werden später von den Besitzern wieder abgeholt. Der Rest wird von der Polizei versteigert – inklusive Warnhinweis.

Die wenigsten Mini-Motorräder besitzen eine Straßenzulassung (siehe Kasten). Dafür verfügen sie aber oft über Mängel: defekte Bremsen, fehlende Blinker, kaputte Beleuchtung. „Viele Fahrer sagen uns, der Händler habe ihnen versichert, man dürfe mit den Dingern auf der Straße fahren, da passiere schon nichts“, sagt Polizeisprecher Ronny Frank von der Direktion 5. Die Direktion hat die Überprüfung der Elektroroller zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. Rainer Paetsch, beim Polizeipräsidenten zuständig für Verkehrsüberwachung, rät Eltern davon ab, ihre Kinder mit einem motorbetriebenen Roller auf Privatgelände ohne öffentlichem Verkehr fahren zu lassen. Den Warnungen schließt sich Lagetsi-Sprecher Robert Rath an: „Es gab gerade eine Schnellwarnung der europäischen Sicherheitsbehörden“, sagt Rath. Bei Überprüfungen in Berlin entdeckten seine Experten bedenkliche Geräte. „Bei einem war das Bremssystem ausgefallen, beim anderen hatte das Ladegerät Mängel.“ Mitunter seien wichtige Teile wie der Batteriekasten nur verklebt, oder bei den Kabeln fehle die Verstärkung. Manche Roller verkraften das Gewicht der Fahrer nicht. Oft seien Tüv-Plaketten und „GS“- oder „CE“-Zeichen gefälscht, die deutsche Betriebsanleitung fehle. Fahrzeugexperte und Händler Kay Dechring aus Zehlendorf hält schon deshalb nichts von den Funsportfahrzeugen, weil „die Batterie nichts taugt“.

Viele Fahrrad- und Motorroller-Fachgeschäfte nehmen sie erst gar nicht ins Sortiment und verkaufen stattdessen TÜV-geprüfte Roller mit Straßenzulassung. Die unseriöse Billig-Konkurrenz macht auch dem Inhaber des Internet-„Roller-Shop“ aus Pfaffenhoffen zu schaffen. „In München hatten wir die Probleme vor zwei Jahren“, sagt Inhaber Jürgen Steiner. Die Polizei habe viele E-Roller beschlagnahmt, heute würden fast nur noch qualitativ gute Fahrzeuge angeboten. Steiner sieht eine Gesetzeslücke im Verkehrsrecht, weil es viele junge Leute unter 15 Jahren gebe, die gern „Motorrad“ fahren wollen.

Annette Kögel

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