zum Hauptinhalt

Berlin: Rockkonzerte im Gasometer?

Gasag prüft Ideen für Schöneberger Gelände

Konzerthalle, Unterwasserwelt, Riesen-Panorama – was man mit einem alten Gasometer anstellen kann, haben Städte wie Wien, Duisburg oder Leipzig eindrucksvoll vorgemacht. Auch für den Schöneberger Gasometer könnte bald die Zeit des Rostens vorbei sein. Die Berliner Gasag, der das Gaswerk an der Torgauer Straße seit 1940 gehört, prüft zurzeit, wie man aus dem denkmalgeschützten Riesen eine Veranstaltungshalle machen kann. Ganz billig wäre das allerdings nicht: „Allein die Entrostung und das Streichen würden bestimmt zwei Millionen Euro kosten“, schätzt Siegmund Kroll, Leiter des Stadtplanungsamtes Tempelhof-Schöneberg.

Zumindest ein vom Bezirksamt herausgegebenes Buch über das historische Gaswerk Schöneberg schenkt dem wenig beachteten Areal nun schon die verdiente Anerkennung. In dem alten Gaswerk wurde einst durch Verkokung aus Kohle Gas gewonnen. Das beschert den Berlinern Licht. Die Londoner „Imperial Continental Gas Association“ (ICGA) errichtete 1825 das erste Gaswerk Berlins am Halleschen Tor. Vorbei war die Zeit der Öllampen, die die Straßen der Stadt in trübes Licht getaucht hatten. Das „englische Gaslicht“ vertrieb zwar zwielichtige Kriminelle, zog aber konkurrierende Gaslieferanten magisch an. Die ICGA musste expandieren und baute 1871 ihr drittes Werk in Schöneberg – vor den Toren der Stadt.

Immer stärker wuchs der Gasbedarf der Stadt und mit ihm die Gasanstalt Schöneberg. Doch die Kohlevergasung war weder sauber noch ungefährlich. Die Verschmutzung lagerte sich in der Umgebung ab und mehrfach kam es zu Explosionen. Auch die Errichtung des noch heute bestehenden „Gasometer IV“ verlief nicht ohne Probleme. Am 19. August 1909 knickte der Montagemast durch die Erschütterung vorbeifahrender Züge ein und stürzte auf die Ringbahngleise. Erst 1913, nach heftigen Bürgerprotesten und Ärger um abgelaufene Baugenehmigungen, konnte der 78 Meter hohe Teleskopgasbehälter eingeweiht werden. Bis zur Umstellung auf Erdgas im Jahr 1995 blieb der Schöneberger Koloss am Netz.

Neben der Nachnutzung des Gasometers machen sich jetzt Bezirk und Gasag auch Gedanken über die leer stehende Nordspitze des Gaswerk-Geländes. Hier könnte ein öffentlicher Park entstehen, doch müsste dafür der kontaminierte Boden erst abgetragen werden. Über das Areal soll noch vor der Senatswahl entschieden werden.

„Das Gaswerk Schöneberg“ (4,50 Euro) ist im Rathaus Tempelhof erhältlich.

Hans Strömsdörfer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false