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Berlin: Rocky ausgezählt

Der Ex-Boxer muss für einen Angriff auf einen Taxifahrer für fünf Monate in Haft

Irgendwann öffnet sich an diesem Vormittag in Moabit die schwere Tür des Gerichtssaals, heraus tritt ein älterer Herr. Er steckt sich hastig ein Zigarillo an, klappt sein Handy auf und wählt.

„Hallo?!“, ruft der Mann plötzlich ins Telefon, „du, ich bin gerade vorm Gerichtssaal, ich wollt’ nur sagen: Fünf Monate hat dein Bruder bekommen.“ Dann legt er wieder auf. Telefoniert hat der Mann mit dem ehemaligen Boxer Ralf Rocchigiani, dessen Bruder Graciano, genannt „Rocky“, ebenfalls früherer Profi-Boxer, gestern wieder einmal vor Gericht saß.

Die Anklage lautete: Körperverletzung und Sachbeschädigung. Graciano Rocchigiani, 42, hatte nach einer Taxifahrt im Dezember 2004 vor einem Hotel am Alexanderplatz den Fahrer nach einem Streit mit einem Faustschlag verletzt. Danach hatte Rocky, der zurzeit in Duisburg nach eigener Aussage als Trainer arbeitet, mehrmals wütend gegen die Tür des Taxis getreten und dabei einen Schaden von knapp 1500 Euro verursacht. Rocchigiani hat die Tat vor Gericht gestanden, den Schaden hatte er schon kurz nach der Tat bezahlt, dem Opfer – dem Taxifahrer Nasser C. – noch weitere 2000 Euro Entschädigung überwiesen.

Das Gericht ging aufgrund einer erheblichen Alkoholisierung Rocchigianis von einer verminderten Steuerungsfähigkeit aus. Ein Profiboxer, der Faustschläge verteile, sei jedoch besonders gefährlich, hieß es im Urteil. „Rocky“ muss nun fünf Monate in Haft. Wegen drei anderer Delikte war er auf Bewährung draußen.

Rocchigiani vernahm die Urteilsverkündung schweigend. Als er aus dem Saal ging, nuschelte er „kein Kommentar“ und ließ sich eine Zigarette geben. Dann verschwand er und mit ihm sein Clan: Seine Ex-Frau, sein Kumpel, sein Chauffeur, der ältere Herr mit dem Handy.

Zurück auf dem Flur des Gerichtsgebäudes blieben zwei leere Schachteln Marlboro. Rocky war wohl nervös. AG

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