zum Hauptinhalt

Berlin: Rolf Hochhuth: Das Geld stinkt

Hebamme ist ein ehrwürdiger Beruf. Vielleicht das älteste Gewerbe der Welt: Immer den Menschen zugewandt, aber immer schon schlecht bezahlt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Hebamme ist ein ehrwürdiger Beruf. Vielleicht das älteste Gewerbe der Welt: Immer den Menschen zugewandt, aber immer schon schlecht bezahlt. Es sei denn, die "Hebamme" tritt im Sommertheater auf, am Schiffbauerdamm, in der Regie von Rolf Hochhuth. Dem Publikum war das verstaubte Stück zu billig. Es blieb zu Hause. Aber dem regierungsnahen Lotto-Stiftungsrat war es offenbar lieb und teuer, denn Hochhuth wurden dafür 300 000 Mark zugeschustert. Im Umlaufverfahren.

Die Sache stinkt, und zwar mächtig. Schließlich ist Hochhuths Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümerin des Grundstücks und Gebäudes, in dem normalerweise das Berliner Ensemble spielt. Das Land Berlin zahlt dafür 360 000 Mark Miete jährlich. 30 Jahre lang. Und Hochhuth darf jedes Jahr in den Theaterferien am Schiffbauerdamm - auf eigene Kosten - ein Stück seiner Wahl aufführen. Eigene Stücke natürlich; wie in diesem Sommer die missgebürtige "Hebamme".

Im vergangenen Jahr forderte Hochuth eine drastische Mieterhöhung. Von 800 000 Mark war die Rede, aber daraus wurde nichts. Stattdessen nahmen ihm unsere wackeren Lotterie-Mäzene die Aufführungskosten für ein Theaterereignis ab, auf das nur Hochhuth nicht hat verzichten wollen. Mal sehen, wie hoch im nächsten Jahr der Preis für das ungeschriebene Stillhalteabkommen sein wird, auf das sich die kulturvollen Koalitionäre im Lottobeirat (zugunsten von BE-Intendant Peymann ?) eingelassen haben. Vielleicht geben sie dann 400 000 Mark für den "Stellvertreter" aus. Autoren, Regisseure, Intendanten, stellt Förderanträge bei der Klassenlotterie, kommt Hochhuth zuvor! Das Geld sitzt locker.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false