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Berlin: Rolle rückwärts, aber vorwärts Die neue Show

im Friedrichstadt-Palast.

Am Friedrichstadt-Palast ist jede Premiere ein existenzielles Ereignis, für Künstler und Intendant gleichermaßen. Denn anders als an den Theatern und Opernhäusern stehen hier nicht fünf oder sechs Neuproduktionen pro Saison auf dem Spielplan, sondern nur eine alle zwei Jahre. Sich ausprobieren, mal danebengreifen, mit den Schultern zucken und weitermachen, das ist hier nicht drin. Es geht jedes Mal ums Ganze. 2008 mit „Qi“ und 2010 mit „Yma“ hat das funktioniert, die beiden Shows waren ein solcher Erfolg, dass das Haus, wie Intendant Berndt Schmidt sagt, seine Auslastung von 60,7 Prozent im Jahr 2006 auf aktuell fast 84 Prozent steigern konnte. Jetzt ist es wieder so weit: Eine neue Show steht vor der Tür, sie soll „Show Me“ heißen, Premiere ist am 18. Oktober. Bereits jetzt hat der Intendant das Team und die Showidee vorgestellt.

Aber wirklich nur in Grundzügen. Denn konkret etwas zeigen kann man fünf Monate vorher noch nicht. Hausregisseur Roland Welke, der die Show gemeinsam mit dem langjährigen Kreativdirektor Jürgen Nass inszeniert, sucht sein Heil dieses Mal im Rückgriff auf die Tradition. Das Konzept: Er will die Methoden von drei in der Geschichte des Revuetheaters sehr bedeutsamen künstlerischen Persönlichkeiten bündeln und ins Heute transportieren. Busby Berkeley choreografierte geometrische Figuren von großer Präzision, Florenz Ziegfeld war Produzent der „Ziegfeld-Follies“ am Broadway, Synchronschwimm-Ikone Esther Williams gilt als diejenige, die den Tanz von der Schwerkraft befreite und erstmals Tänzer im Wasser auftreten ließ. Und so soll in „Show Me“ unter anderem ein 15 Meter hoher Wasserfall die Besucher beeindrucken. „Wir machen keine Retro-Show“, sagt Roland Welke, „das ist ganz wichtig. Es geht vielmehr um die Frage: Wenn Berkeley, Ziegfeld und Williams heute zusammen arbeiten würden, wie sähe das Ergebnis aus?“ Auch die Musik soll nicht Retro sein, sondern Disco, Pop und Electro. Die hämmernden Beats des Promo-Films, der der Presse vorgeführt wurde, dienen als erster Hinweis.

Zwölf Choreografen arbeiten an der Show, darunter Nikeata Thompson, die 2011den Auftritt von Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest choreografiert hat. Der Modedesigner Christian Lacroix, Schöpfer der Air-France-Uniformen und der Inneneinrichtung des TGV, entwirft die Kostüme. Mit neun Millionen Euro wird „Show Me“, so Schmidt, die teuerste Produktion in der Geschichte des Hauses sein, „und zwar seit 1919“ – jenem Jahr, in dem der Vorgängerbau eröffnet wurde. Tradition wird am Friedrichstadt-Palast derzeit wirklich großgeschrieben. Udo Badelt

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