zum Hauptinhalt

Berlin: Rosenmontag in Berlin: Reinfall für alle Rheinländer

Geschunkelt wurde nur in der „Ständigen Vertretung“

„Kölle ist da, wo gefeiert wird“, grölte eine gutgelaunte Jecke in der „Ständigen Vertretung“ (StäV), der Stammkneipe der Kölner und Bonner in Berlin. Doch ihre Heimat war fern gestern. Der Rosenmontag wurde in Berlin gestern kaum gefeiert. Keine Papphüte, keine roten Nasen – in den Ministerien hingen nicht mal bunte Girlanden. So war es kein Wunder, dass gestern so manch ein Exil-Rheinländer sehnsüchtig die Live-Übertragungen aus Köln, Düsseldorf und Mainz sah und dabei der eine oder andere Wehmutstropfen floss.

„Bei uns wird heute ganz normal gearbeitet“, bestätigte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Keine Sonderregeln – auch nicht für gebürtige Rheinländer. Minister Wolfgang Clement, vor kurzem noch Landesvater in der Karnevalshochburg Düsseldorf, war zwar nicht in Berlin, feierte aber auch nicht mit den Jecken im Rheinland. Er war zur Ministerratstagung nach Brüssel geflogen. Pech hatten auch die Berliner Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums. Während am Hauptsitz in Bonn der Dienstbetrieb ruhte, mussten die Beamten in der Hauptstadt schuften. Auch Ministerin Ulla Schmidt, die aus Aachen stammt, lies sich das dortige Treiben entgehen.

Die Zahl der Krankmeldungen sei nicht wesentlich in die Höhe geschnellt, sagte eine Sprecherin ihres Ministeriums. Allerdings habe es weniger Anrufe gegeben. „Das liegt aber nicht an uns, sondern an den Gegenden, in denen heute gefeiert wird.“ Keine Spur vom „Blauen Montag“, wie der Rosenmontag im Volksmund auch genannt wird? Vermutlich gab es keinen Grund zum Schwänzen, denn so mancher Mitarbeiter aus dem Rheinland hatte sich einfach Urlaub genommen. So erklärte sich wohl auch, dass – entgegen der Beteuerungen – in Ministerien mit besonders hohem Bonn-Anteil nur auf Sparflamme gearbeitet wurde.

Wer den tristen Berliner Rosenmontag aber gar nicht mehr aushielt, begab sich in die „StäV“. Die Kneipe war schon am frühen Nachmittag mit Jecken gefüllt, die hier unter Gleichgesinnten Trost suchten. Das sei zwar nicht dasselbe wie in Köln, „aber besser als jar nüscht“, grölte eine tanzende Frau mit Katzenmaske. Sie arbeitet im Finanzministerium und hatte sich den Tag frei genommen. Ihre Tischnachbarin aus Mainz im Piratenkostüm dagegen litt wirklich unter Heimweh: „Mir läuft jedes Jahr der kalte Schauer über den Rücken, den Rosenmontag nicht in meiner Heimatstadt zu feiern.“

Das wird auch nächstes Mal so sein. Vor zwei Jahren hatte der Betriebsrat des Bonner Stollfuss Verlages für seine vier Mitarbeiter in der Berliner Filiale einen arbeitsfreien Tag erstreiten wollen. So wie er den 150 Angestellten am Rhein auch gewährt wird. Die Geschäftsführung sah das jedoch nicht ein und bekam am Ende Recht.

Felix Lee

Zur Startseite