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Berlin: Rosenstolz im Interview: "Wir führen ein Pop-Leben"

Früher sangen Sie vom Liebemachen, vom "kleinen Tod" und der "Zigarette danach". Auf Ihrer neuen CD "Kassengift" geht es um die Angst vor der Einsamkeit.

Früher sangen Sie vom Liebemachen, vom "kleinen Tod" und der "Zigarette danach". Auf Ihrer neuen CD "Kassengift" geht es um die Angst vor der Einsamkeit. Es gibt bei Ihnen also auch ein Leben nach dem Sex?

PLATE: Natürlich: Nach dem Sex kommt der nächste Sex!

Sie verkündeten einst, Rosenstolz würden nur dann anders klingen, wenn Sie zwölf Monate keinen Sex hätten. Die neue Platte klingt anders. Ich folgere: Sie hatten ein Jahr lang keinen Sex!

PLATE: Das kann ich so nicht bestätigen. Aber im Ernst: Wir haben versucht, mehr von uns preiszugeben. Das Lied "Achterbahn" schrieb ich in einer schweren Krise. Ich lief wie irre durch meine Wohnung: "Ich kann nicht mehr! Ich will nicht mehr!" Dann kam mir die Idee: Warum verarbeite ich meine Panik nicht in einem Song?

Ist das nicht ein naheliegender Gedanke?

PLATE: Ich musste in all den Jahren bei Rosenstolz erst lernen, mich dafür zu öffnen - nicht nur vor dem Publikum, sondern auch vor Anna. Wenn ich ihr meine Lieder das erste Mal vorspiele, ist das ein sehr intimer Moment. Sind die Titel erst veröffentlicht, ist ja alles nur noch halb so schlimm.

Warum ging es Ihnen schlecht? Sie waren doch nie erfolgreicher als heute.

PLATE: Aber der Erfolg bestimmt nicht mein Seelenleben.

ANNA R.: Auch Popstars können verdammt einsam im Herzen sein.

Welchen Eindruck machte Peter Plate auf Sie, als Sie ihm 1991 zum ersten Mal begegneten?

ANNA R.: Wir sind einander von einem gemeinsamen Freund vorgestellt worden. Von Anfang an ging es in unserer "Beziehung" ausschließlich um Musik. Ich habe deshalb gar nicht überlegt, ob ich Peter als Mensch mag. Noch am selben Abend haben wir in der Küche seiner Wohnung das erste Stück eingespielt.

In Sachen Professionalität kann man von Ihnen lernen?

PLATE: Ich treffe mich nie mit Leuten zum Teetrinken. Ich will immer was tun.

Ihre frühen Platten klangen ziemlich billig! Man dachte sich immer: Können sich Rosenstolz nicht mal einen echten Schlagzeuger leisten?

PLATE: Das Lustige dabei ist: Früher spielte ein echter Schlagzeuger mit und heute - wo wir edler klingen - sorgt der Sampler für die Rhythmen.

Sie wehren sich gegen die Etikettierung als Schlagersänger, trotzdem sind Sie bereits mehrmals in der "ZDF Hitparade" aufgetreten.

ANNA R.: Uwe Hübner hat uns stets unterstützt, hat unsere Musik im Radio gespielt, als noch keine Menschenseele was von uns wissen wollte.

PLATE: Als wir in der "Hitparade" auftraten, haben die gerade versucht ihr Konzept umzustellen, das Programm zu verjüngen. Wir haben andere Künstler aufgerufen, ebenfalls dorthin zu gehen. Wir können uns nicht beschweren, dass es keinen Sendeplatz für deutsche Popmusik gibt, wenn wir uns der einzigen Sendung verweigern.

Ist der deutsche Schlager zu einer Farce geworden?

PLATE: Einfach schrecklich! Wir haben damit eigentlich auch nichts zu tun. Wir führen kein Schlager-, sondern ein Pop-Leben.

Früher sangen Sie vom Liebemachen[vom \"klein]

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