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Der ehemalige Flughafen Berlin-Tempelhof. Bald ein Museum?

© Annette Riedl/dpa/ZB

Rosinenbomber für Tempelhof: Wird Berlins alter Flughafen zu einem Museum für Luftverkehr?

Im Flughafengebäude könnte nach den Plänen des Technikmuseums die Geschichte des Luftverkehrs präsentiert werden. Aber noch fehlt ein Gesamtplan des Senats.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Seit 20 Jahren schwebt über dem Deutschen Technikmuseum in Kreuzberg ein silbern schimmernder „Rosinenbomber". Ein beeindruckender Blickfang, der an die Zeiten der Berliner Blockade erinnert, als der Westteil der Stadt in den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges aus der Luft versorgt wurde.

Die Douglas C-47 "Skytrain", die seit Mai 1999 den Museumsbau schmückt, ist das beste Stück einer großen Sammlung historischer Flugzeuge und Devotionalien des Luftverkehrs, von denen ein großer Teil bisher im Depot verstaubt. Das brachte Dirk Böndel, Chef des Berliner Technikmuseums, auf die Idee, den Hangar 6 im Flughafengebäude Tempelhof als Dependance zu nutzen.

In Nachbarschaft zum Alliierten-Museum, dessen Umzug aus Dahlem noch von der endgültigen Zustimmung durch den Bund abhängt, ließen sich große und kleine Flieger aus der frühen Epoche des Luftverkehrs ideal präsentieren. Rund 70 Flugzeuge hat das Museum im Bestand – und einige hundert kleine Exponate, die an die Blütezeiten von Lufthansa, Air Berlin oder der DDR-Interflug erinnern.

Im Juni 2019 hatte der Vorstand der Museumsstiftung sein Konzept für den Umbau des Hangars 6 zu einem „Zentrum Luftverkehr" im Aufsichtsrat der landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH vorgestellt. Seitdem ist nichts geschehen. Weder der Stiftungs- noch der Aufsichtsrat haben sich positioniert und die Stadtentwicklungsverwaltung teilte den Haushältern des Abgeordnetenhauses mit, dass für die „vorgeschlagene Maßnahme" bisher kein Geld eingeplant sei.

Ein Besucher betrachtet im Technikmuseum in Berlin einen legendären "Rosinenbomber" vom Typ Douglas C-47 B Skytrain.
Ein Besucher betrachtet im Technikmuseum in Berlin einen legendären "Rosinenbomber" vom Typ Douglas C-47 B Skytrain.

© Wolfgang Kumm dpa/lbn

Luftfahrtunternehmen unterstützen die Pläne

In zwei Wochen will sich der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zum ersten Mal mit dem Vorschlag befassen. Dann wird man sehen, ob es dafür genügend politischen Rückhalt gibt. Das Konzept, das bisher nur wenige Abgeordneten kennen, wurde gemeinsam mit dem renommierten Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) entwickelt.

Unterstützt werden die Pläne von der Stiftung Lufthansa Berlin, dem Unternehmen Airbus und dem Flugzeugmotorenhersteller Rolls-Royce. Es gebe weltweit nur wenige Gebäude, in denen Architektur, Geschichte und das Thema Luftfahrt „eine so perfekte Symbiose ermöglichten" wie das Terminal in Tempelhof, heißt es im reich bebilderten Prospekt.

Das Deutsche Technikmuseum will im Hangar 6 nicht nur zu einer Reise durch die Historie des Luftverkehrs einladen, sondern auch einen Blick in dessen Zukunft werfen. Neben dem Allliertenmuseum in Hangar 7 und dem Geschichtspfad auf der Dachgalerie des alten Terminals solle diese Präsentation der „dritte Baustein für die dauerhafte Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit sein".

Der ideale Zeitpunkt für den Start der Ausstellung wäre das Jahr 2023, in dem der Flughafen Tempelhof sein hundertjähriges Jubiläum feiert. Damit das klappt, müsste spätestens im nächsten Jahr mit dem Umbau begonnen werden.
Wie hat sich das Reisen in der Luft seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts verändert? Wie funktioniert ein Flughafen? Wie werden Flugzeuge gebaut? Welche Zukunft hat die deutsche Luftfahrtindustrie? Das sind Fragen, die in der Ausstellung möglichst konkret beantwortet werden sollen.

Exponate gibt es genug. Die ersten Verkehrsflugzeuge in West- und Ostdeutschland, die VFW 614 und die Iljuschin IL-14 gehören beispielsweise zum Bestand des Museums. Aber auch ausgemusterte Gepäck-Förderbänder, Check-in-Counter, Triebwerke und Fahrwerke.

Verwaltung für Stadtentwicklung prüft Machbarkeit

Eine AIR Metal AMC 111 und eine Dornier Do 728 könnten im Rohbauzustand präsentiert werden. Wechselnde Ausstellungen sollen die Diskussion über den Flughafenstandort Deutschland befördern. In Zeiten des Klimaschutzes eine spannende Debatte. Nach den Entwürfen von gmp könnte die riesige Hangarhalle durch eine Glasfassade untergliedert werden, um Großobjekte von kleinteiligen Ausstellungsbereichen zu trennen.

Eine zweite Ebene soll eingebaut werden, um die von der Decke hängenden Flieger auf Augenhöhe betrachten zu können. Die Hangartore könnten bei gutem Wetter zum Rollfeld hin geöffnet werden. Die technische Machbarkeit dieser Pläne wird von der Stadtentwicklungsverwaltung gerade geprüft. Eine grobe Schätzung geht von 20 Millionen Euro Baukosten und jährlichen Betriebskosten von 5 Millionen Euro aus.

Im vergangenen Jahr bekam die Stiftung Deutsches Technikmuseum einen öffentlichen Zuschuss von 21,5 Millionen Euro, der entsprechend erhöht werden müsste. Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus unterstützt das Projekt, das von ihrem Verkehrsexperten Sven Heinemann eng begleitet wird.

Dagegen vertritt die vom Linken-Politiker Klaus Lederer geführte Kulturverwaltung die Meinung, „dass dieses Projekt bisher keine kulturpolitische Priorität besitzt". Das letzte Wort ist damit nicht gesprochen.

Nach Ansicht des Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Daniel Wesener gibt es viele gute Ideen für eine kulturelle Nachnutzung des Flughafengebäudes. „Das Konzept des Deutschen Technikmuseums gehört definitiv dazu.“ Doch für die Realisierung dieser und anderer Ideen müssten die zuständigen Senatsverwaltungen erst einmal ihre Hausaufgaben machen.

Bis heute warte das Parlament auf einen Sanierungsfahrplan für den Mammutbau, die Verteilung der nutzbaren Flächen und die Wiederaufnahme des Partizipationsverfahren. Aktuell stehen aus öffentlichen Mitteln 131 Millionen Euro für Sanierung und Umbau des Flughafengebäudes zur Verfügung. Ein Gesamtkonzept des Senats fehlt immer noch.

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