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Wenig Veränderungen: Der berlinweite Schnitt im Abitur lag abermals bei 2,4 - wie meist seit Einführung des Zentralabiturs.

© dpa

Rot-rot-grüne Verhandlungen: Galgenfrist für das Gymnasium in Berlin

In den Koalitionsgesprächen geht es auch um die Zukunft des Gymnasiums. Die Grünen wollen es erhalten – vorerst. Die Linken sind gegen die Privilegien. Ist das ein Ende auf Raten?

Anspruch und Wirklichkeit unter einen Hut zu bringen, ohne dass die Eltern auf die Straße gehen – diesen Spagat üben die Grünen gerade. Der Anspruch lautet: Eine Schule für alle. Die Wirklichkeit besteht darin, dass das Gymnasium eine überaus beliebte Schulform ist.

Und jetzt kommen auch noch die Linken hinzu, die bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen unbedingt an den Privilegien der Gymnasien rütteln wollen. Eine vertrackte Situation – weshalb es in diesen Tagen schwierig ist, mit den Grünen über ihr Dilemma zu reden.

„Sekundarschule ohne Oberstufe kann man vergessen“

Monika Herrmann macht es dann aber doch: „Im Moment wollen wir die Gymnasien nicht abschaffen, nicht in den nächsten fünf Jahren“, sagt die grüne Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, die auch Mitglied der grünen Verhandlungsgruppe ist. Wichtiger sei es, dass alle Sekundarschulen eine gymnasiale Oberstufe bekämen: „Sekundarschule ohne Oberstufe kann man vergessen“, findet Herrmann. Überhaupt gebe es in Berlin ein „Schultypenchaos“, wozu für sie auch die Tatsache zählt, dass noch immer nicht alle Gemeinschaftsschulen von Klasse 1 bis 13 gehen, sondern zum Teil noch immer ohne Grund- oder Oberstufe sind.

Niemand will ein Einheitskind produzieren (...). Es geht darum möglichst alle Kinder gut zu fördern und mit verschiedenen Methoden zum Erfolg und Abschluss zu bringen. Denn so individuell wie Menschen sind, sind es auch die Wege zu lernen.

schreibt NutzerIn kaltschale

Weiter will sich Herrmann aber nicht äußern – vor allem nicht zu den konkreten Strukturfragen, die jetzt bei den Koalitionsverhandlungen strittig sind. Dazu gehört insbesondere die Frage, ob Gymnasien schwache Schüler weiterhin mit Hilfe des Probejahres oder nach zweimaligem Sitzenbleiben „abschulen“ können.

Die CDU befürchtet die "Abschaffung der Gymnasien auf kaltem Wege"

„Wenn man das Probejahr und das Sitzenbleiben abschafft, gibt es langfristig keine Gymnasien mehr“, glaubt die CDU-Bildungspolitikerin Hildegard Bentele: Das sei „die Abschaffung des Gymnasiums auf dem kalten Wege“. Sie empfiehlt der künftigen Koalition, sich erstmal um die Sekundarschulen zu kümmern, die noch immer über zehn Prozent der Schüler ohne Abschluss entließen. Wenn überhaupt, dann gebe es hier Reformbedarf und nicht bei den Gymnasien.

Jenseits der Frage des Probejahres werden noch weitere Möglichkeiten diskutiert, die Gymnasien zu beschneiden. Dazu gehört die Überlegung, bei Neugründungen nur noch Gemeinschaftsschulen zuzulassen. „Es müsste dann jedenfalls gut begründet werden, warum man an einem bestimmten Standort überhaupt ein Gymnasium braucht“, schlägt GEW-Chef Tom Erdmann vor, der Mitglied der Linken ist. Wie berichtet, wollen die Linken das Probejahr abschaffen. Die dann in den Gymnasien verbleibenden schwachen Schüler sollen ihren Möglichkeiten gemäß gefördert werden – wie an Sekundarschulen.

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