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Berlin: Rote Schuhe unterm weißen Adler

Brandenburgs Parlament feiert sein neues Haus.

Potsdam - Am Ende gab es den Wink mit dem Turnschuh: Zur Feier der Eröffnung des neuen Landtagsgebäudes durfte sich Architekt Peter Kulka über ein neues Paar in Rot freuen. Überreicht hatte es ihm lachend der Parlamentspräsident Gunther Fritsch (SPD) – eine ironische Anspielung darauf, dass das letzte Wort über Kulkas weißes Wappentier im Plenarsaal noch nicht gesprochen ist. Fritsch favorisiert die Variante in Rot.

Ansonsten gab es Lob für den Architekten. Alle Redner dankten zudem den Mäzenen Günther Jauch und Hasso Plattner, ohne die es das aufgebaute Stadtschloss nicht geben würde. Jauch sagte, mit dem Schloss sei Potsdams Alter Markt „auf dem Weg, wieder einer der schönsten Plätze Europas zu werden“.

Bundestagspräsident Norbert Lammert erinnerte noch an etwas anderes: „Wir feiern das erste eigene Parlamentsgebäude in der tausendjährigen Geschichte Brandenburgs“, sagte der CDU-Politiker im Plenarsaal vor 88 Abgeordneten und 100 Ehrengästen, darunter allerdings nicht Hasso Plattner, der seinen 70. Geburtstag im Ausland feierte. Unter den Zuschauern waren auch Zeitzeugen, die gegen den von der DDR-Führung angeordneten Abriss der Schlossruine protestiert hatten. Das Parlament nahm damit offiziell seine Arbeit im neuen Haus auf; am Wochenende hatten es 22 000 Besucher besichtigt.

Lammert verteidigte in seiner Festrede die deutschen Parlamente. Sie seien einflussreicher als jede Fernsehtalkshow, sagte er – und sprach den anwesenden TV-Moderator Günther Jauch direkt an: „Seien Sie jetzt tapfer.“ Denn dort werde „viel geredet, hier wird entschieden“. Lammert verwies darauf, dass die Gesetzgebungskraft der Länder mit der Föderalismusreform gestiegen sei. Dass es in der Bevölkerung eine Zustimmung zur Demokratie, gleichzeitig genauso viel Kritik an deren Institutionen und Amtsträgern gebe, sei nicht unbedingt Politikverdrossenheit. „Es kann Ausdruck eines gewachsenen Urteilsvermögens sein.“ Landtagspräsident Fritsch hob zudem hervor, dass Brandenburgs Abgeordnete im „modernsten Landtag der Bundesrepublik“ arbeiten. Nach 22 Jahren in der alten SED-Bezirksleitung auf dem Brauhausberg seien die Abgeordneten ins Stadtzentrum und damit näher an die Bürger gerückt. Thorsten Metzner

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