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Berlin: Roter Teppich für die Cineasten

Jetzt stehen sie Schlange am Potsdamer Platz: Der Kartenverkauf für die Berlinale hat begonnen

Der rote Teppich ist ausgerollt. Doch statt der Filmstars stehen nun jene darauf, die die Stars auf der Leinwand sehen wollen: die Cineasten. Der Teppich ist vor dem Berlinale-Kartenverkauf in den Potsdamer Platz Arkaden ausgelegt. „Ich warte jetzt eineinhalb Stunden“, sagt Robert Leitch, In der etwa 15 Meter langen Schlange ist er schon relativ weit vorne. Ein Kamerateam läuft vorbei, fast schon routiniert ertragen es Leitch und die anderen Wartenden. Bei aller Geduld wird Leitch dann doch ein wenig unruhig: „Ich weiß nicht, wieso das so lange dauert“, sagt er, „zum Glück bin ich Pensionär und habe die Zeit, mich anzustellen.“

Heute hat er sich beim Kartenverkauf in den Potsdamer Platz Arkaden angestellt, um Tickets für den koreanischen Film „Capitalist Manifesto“ am Freitag zu kaufen. Für die anderen Filme auf seiner Liste wird er wiederkommen müssen, denn erst drei Tage vor der jeweiligen Aufführung sind die Karten zu erwerben.

Diesen Luxus hat Boris Rühle nicht. „Ich nehme jedes Jahr extra Urlaub.“ Dies allerdings nicht, weil er so gerne in Schlangen steht, fügt er lachend hinzu, sondern weil er das in Kauf nimmt, um die Filme sehen zu können. Schon seit zehn Jahren macht er das so, und obwohl auch er seit über einer Stunde hier ist, überwiegt die Vorfreude gegenüber dem Ärger über das lange Anstehen. Für die Retrospektive „New Hollywood“ interessiert sich der Berliner, heute ist er vor allem wegen der Kurzfilme am Freitag da.

Ein wenig neidisch wandern die Augen der Menschen in der Schlange zur Ausgabe der Internetvorbestellungen. Praktisch ohne Anstehzeit gelangt man an die Karten – wenn man denn vorbestellt hat. Pro Vorstellung gibt es ein bestimmtes Kontingent, das über das Internet verkauft wird. Genau wie beim sonstigen Vorverkauf gibt es auch hier maximal zwei Karten pro Person.

„Ich dachte, dass ich heute schneller drankomme, am ersten Tag ist meistens nicht so viel los“, sagt Gudrun Schulz etwas enttäuscht, sie befindet sich noch im hinteren Drittel der Schlange. Eine Mitarbeiterin des Vorverkaufs kommt an die Stellwand, an der das Programm ausgehängt ist. Mit einem dicken Edding streicht sie den Film „The Nomi Song“ aus – ausverkauft. „Schade, der hätte mich auch interessiert“, sagt Gudrun Schulz. Der schwedische Film „Morgengrauen“, wegen dem sie vor allem hier ist, steht aber weiterhin auf der Liste – und das auch noch, bis sie endlich dran ist, hofft Gudrun Schulz.

Falko Müller

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