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Berlin: Roter Teppich für Obama

Pünktlich um 20.18 Uhr landete „Air Force One“ am Dienstagabend  auf dem Flughafen Tegel. Auch die Fahrt des Präsidenten in die Stadt verlief wie geplant. Alles ganz entspannt.

Die letzten Minuten vor einem mit Spannung erwarteten Ereignis können quälend lang werden. Um 20.18 Uhr war „Air Force One“, der blausilberne Riesenvogel, auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gelandet, aber dann dauerte es doch länger, als zu erwarten gewesen wäre, bis Präsident Barack Obama, an seiner Hand die jüngere Tochter Sasha und gefolgt von seiner Frau Michelle und Tochter Malia, die Gangway herunterkam und Berliner Boden betreten konnte. Das war exakt um 20.31 Uhr. Es hätte um einiges schneller gehen können, wäre die Gangway schon beim ersten Mal präzise an die Präsidentenmaschine gerollt worden. So aber war der Security-Mann oben in der geöffneten Kabinentür anfangs ganz offensichtlich nicht zufrieden, wie die Fernsehzuschauer live miterleben konnten. Hatte man unten beim Bodenpersonal etwa Angst, eine Beule in die „Air Force One“ zu fahren? Wäre in der Tat peinlich gewesen.

So gab es eben ein wenig Geruckel hin und her, bis alles passte. Der rote Teppich lag da schon in der Nähe bereit, untrügliches Signal dafür, dass dies tatsächlich die richtige Maschine sei und nicht etwa das gleich aussehende Zweitflugzeug mit dem amerikanischen Pressetross. Auch die Ehrenformation der Bundeswehr hatte sich postiert, nur eine kleine Truppe, es handelt sich ja nicht um einen offiziellen Staatsbesuch in all seiner Pracht. Aber doch um eine Visite von solcher Bedeutung, dass man dann doch auf deutscher Seite davon abgesehen hatte, Obama nur vom Protokollchef des Auswärtigen Amtes empfangen zu lassen. Vielmehr wurde Außenminister Guido Westerwelle selbst in Tegel vorstellig, assistiert vom amerikanischen Botschafter Philip D. Murphy.

Die Planespotter auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums „Der Clou“ am Kurt-Schumacher-Platz in Reinickendorf beglückwünschten sich zu diesem Zeitpunkt bereits gegenseitig wegen der tollen Fotos, die ihnen dort von der Präsidentenmaschine geglückt waren. Eine ganze Menge der Bildersammler waren dort zusammengekommen. Sie hatten es sich bei einem Bierchen im letzten Sonnenlicht gut gehen lassen, in friedlicher Koexistenz mit einer Handvoll Polizisten, die sich sicherheitshalber darunter gemischt hatten und nur etwas strenger wurden, als einige der Hobbyfotografen Mauern erklimmen wollten.

Auf dem Rollfeld lief derweil alles wie am Schnürchen. „Das Biest“, Obamas Dienst-Cadillac, stand schon in doppelter Ausführung bereit, als er und seine Familie, strahlend wie gewohnt, endlich den roten Teppich betreten hatten und die Höflichkeiten ausgetauscht wurden. Dazu gab es einen kleinen Blumenstrauß für Michelle von Westerwelle, halbwegs in den Farben der amerikanischen Flagge. Auch der Botschafter machte nun seine Honneurs, man kann sich ja etwa vorstellen, was bei derlei Begegnungen so an Nettigkeiten ausgetauscht werden. Dann verschwanden die Obamas in ihren „Biestern“, Michelle im ersten, der Präsident im zweiten, wie ein hoher Polizeibeamter später zu berichten wusste.

Die Fahrt ins Ritz Carlton verlief dann ebenfalls glatt und offenbar ohne dass dabei der Stadtverkehr auf längere Zeit zum Erliegen kam. Ein Taxifahrer beispielsweise, der am Großen Stern von Norden nach Süden wollte und gerade dann dort ankam, als alles gesperrt wurde, musste nur 15 Minuten warten. Dann ging es für ihn und die anderen Autofahrer schon weiter – und dies, obwohl der Konvoi mit dem Präsidenten mittendrin rund 110 Fahrzeuge lang war. Hier waren nur wenige Schaulustige zu sehen, die sich vielleicht auch nur zufällig dorthin verirrt hatten, anders als am Potsdamer Platz, wo sich die Zaungäste drängten, von Absperrungen im sicheren Abstand gehalten. Aber wer dort gehofft hatte, einen Blick auf das Präsidentenauto werfen zu können, eventuell vielleicht sogar die Familie Obama beim Winken zu fotografieren, sah sich getäuscht: Obamas Tross war am Brandenburger Tor in die Ebertstraße abgebogen und sehr schnell im abgesperrten Bereich verschwunden. Die beiden „Biester“ rollten dann sowieso in die Tiefgarage des Ritz-Carlton. Um 22 Uhr war sicher, dass der Präsident keinen Termin außerhalb des Hotels mehr wahrnehmen würde.

Es schien also so, als würden die Befürchtungen, die Stadt werde lahmgelegt, sich vielleicht doch nicht ganz erfüllen. Tagsüber sah es noch anders aus. Da stieg die Spannung stündlich, auch wenn dann gar nicht so massiv abgesperrt wurde, wie viele erwartet hatten. Am heutigen Mittwoch ist dann aber das Areal um das Brandenburger Tor dicht, der Boulevard Unter den Linden wird ab Glinkastraße gesperrt. Bei George W. Bush war schon an der Friedrichstraße Schluss.

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