zum Hauptinhalt

Berlin: Royale Atmosphäre mit Königin Silvia macht gute Taten zum Genuss - 1,3 Millionen DM kamen zusammen

Ein schön restaurierter Jugendstilbau im Kerzenschimmer, weiß gedeckte Tische mit rosenumrankten Kandelabern geschmückt. Die Königin von Schweden, Koriphäen wie Garri Kasparow und Multimäzene wie Erich Marx, erfolgreiche Unternehmer und verschiedene europäische Prinzessinnen parlieren in diversen Sprachen.

Ein schön restaurierter Jugendstilbau im Kerzenschimmer, weiß gedeckte Tische mit rosenumrankten Kandelabern geschmückt. Die Königin von Schweden, Koriphäen wie Garri Kasparow und Multimäzene wie Erich Marx, erfolgreiche Unternehmer und verschiedene europäische Prinzessinnen parlieren in diversen Sprachen. Kostbare Abendkleider schweben über die Böden des Museums für Kommunikation. Champagnergläser klirren leise auf der Galerie.

Tue Gutes und genieße dabei: Das Konzept hat sich in Deutschland bislang nicht so recht durchsetzen können. Fürs Gute ist traditionell der Staat zuständig, und wenn ein Individuum helfen will, dann muss die Hilfe auch weh tun. Wenn einer einem alten Mütterchen Kohlen in den Keller schaufelt, darf er auf Anerkennung hoffen. Wer in Abendgarderobe Himbeersorbet löffelt, gilt leicht als frivol.

Das Gala-Dinner zugunsten der Mentor-Stiftung war zweifellos ein Fanal in eine neue Richtung, die auf internationaler Ebene längst selbstverständlich ist. Schließlich leisten sich nicht so viele Länder den Luxus, soziale und kulturelle Aufgaben überwiegend dem Staat zu überlassen. Also treffen sich die Reichen und Berühmten in einem Ambiente, das ihnen angenehm ist, um Dinge auf den Weg zu bringen. Der Designerin Jette Joop zum Beispiel merkt man ihre internationale Erziehung sofort an. Bei der Tombola zugunsten der privaten Mentor-Stiftung, die präventiv gegen Drogensucht bei Jugendlichen wirkt, gewann sie den Hauptpreis, einen Smart. Königin Silvia, die als Glücksfee die Losnummer gezogen hatte, gratulierte mit strahlendem Lächeln. Die Gewinnerin im selbst entworfenen Abendkleid reagierte spontan: "Das kann ich nicht annehmen", sagte sie und stiftete das neue Auto dem guten Zweck des Abends.

Es gab noch mehr noble Gesten. Der Unternehmer Klaus Krone etwa ersteigerte für 50 000 DM einen limitierten Mentor-Sonderbär von Steiff und schenkte ihn dann der Königin zurück. Die Sensation des Abends brachte die Versteigerung des SUMO-Buchs, eines 30 Kilo schweren Werks mit Auszügen aus dem Lebenswerk des Fotografen Helmut Newton. Star-Auktionator Simon de Pury peitschte wie ein Super-Motivator mit rasend schneller Sprache auf Englisch den Preis in schwindelerregende Höhen. Für 620 000 DM erhielt schließlich der Schwede Bertil Huldt den Zuschlag, ein Freund des schwedischen Königshauses, der prompt Beifall bekam, natürlich auch seitens seiner Königin.

Gutes zu tun kann für die Leitfiguren auch Härten mitbringen, selbst wenn sie nicht Kohlen schaufeln. Für Königin Silvia war der Abend gewiss auch ein selbstloser Einsatz. In der ersten halben Stunde lächelte sie unermüdlich in die ungezählten, drängenden Kameras hinein. Sodann defilierten die Gäste an der Königin vorbei, wobei manche, aus Scheu vielleicht oder weil es nicht, wie im Film, einen Zeremonienmeister gab, lieber von der Galerie aus zuguckten. Herzliche Worte, Handkuss, Wangenkuss, Hofknicks nur ausnahmsweise. Dann das Dinner. Obwohl die Organisatorinnen Andrea Schoeller und Alexandra von Rehlingen unermüdlich im Einsatz waren, um gewissen Unwägbarkeiten des Schicksals an einem neuen Party-Ort mit einer sehr hochkarätigen Gesellschaft zu trotzen, schlichen sich Verspätungen ein. Dass die Gäste relativ gleichzeitig und wohltemperiert die Krebse auf Basilikumsauce und leichter Tomatenmousse bekamen, nach einer Pause dann auch das Kalbsfilet im hauchdünnen Strudelteig mit Spargel und später den spektakulären Dessertteller mit Hippenblüte und Mille Feuille von Himbeeren auf Mangoragout, war eine logistische Leistung des Caterers Käfer, die an zeitlicher Dichte noch gewinnen wird, wenn das Museum erst richtig eingewohnt ist.

Eigentlich sollten die Gäste mit Tickets zwischen 750 und 1000 DM an den Tischen sitzen bleiben, tatsächlich gab es bald ein munteres Hin und Her, dem sich Königin Silvia zwischen ihren Tischherren Helmut Newton und Eberhard Diepgen allerdings entzog. Mit souveränem Charme absolvierte sie schließlich den Auftritt als Glücksfee, der ihr manche überschwängliche Reaktion bescherte.

Prinz Henri und Prinzessin Maria Teresa von Luxemburg unterstützen festlich gekleidet die gute Sache. Am Tisch von Königin Silvia saßen noch June Newton, die Herausgeberin des SUMO-Buches, sowie Leopold Prinz von Bayern. Die Konsulin von Nepal, Ann-Katrin Bauknecht, die im Kuratorium der Stiftung sitzt, hofft, dass sich die Stiftung demnächst auch in Asien engagieren wird und freute sich über einen Scheck in Höhe von 20 000 DM, der anonym mal eben so zugunsten des guten Zwecks ausgefüllt wurde.

Kurz nach Mitternacht zog sich die schwedische Königin ins Adlon zurück. Da spielte auf der Bühne die Brass Band von Justus Frantz, und in der Bar machten es sich Sandra Pabst, Ulrich Wickert und Star-Figaro Gerhard Meir gemütlich.

Für die Mentor Stiftung sind an diesem Abend 1,3 Millionen DM zusammengekommen. Es geht also doch. Man kann mit engagierten Spitzen der Gesellschaft und etwas Know-how ein glanzvolles Ereignis inszenieren, das einer guten Sache so spürbar nützt. Das mag allenfalls ewig Staatsgläubigen frivol erscheinen, die Strahlkraft trübt das nicht. Nachahmung empfohlen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false