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Berlin: Rückkehr ungewiss

Beutekunst: Viele der vermissten 3000 Gemälde sind in Privatbesitz

In Gruppen sind sie damals gekommen, 20 bis 30 Kunstverständige, im Dienst der Roten Armee. In den Berliner Museen, Kellern und Depots haben die so genannten „Trophäenkommissionen“ nach wertvollen Gemälden, kunstvollen Möbeln und wertvollem Geschirr gesucht. Sie wurden fündig und brachten die Schätze tonnenweise nach Russland.

Das war 1945, zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Seither vermisst die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten unter anderem 3000 Gemälde. Eines davon ist „Tarquinius und Lukretia“, ein Hauptwerk des flämischen Malers Peter Paul Rubens. Die Stiftung erstellt derzeit eine Art Fahndungsliste für geraubte Gemälde, die sie als Buch veröffentlichen wird (der Tagesspiegel berichtete).

Ob die Stiftung die „Lukretia“ und andere Kunstschätze zurück bekommt, ist derzeit allerdings offen – obwohl sich Russland in zwei völkerrechtlich verbindlichen Verträgen zur Rückgabe verpflichtet hat. Schlösserdirektor Burkhardt Göres sagt, das Rubens-Gemälde sei „offensichtlich gestohlen worden“. Es sei aus dem Rahmen getrennt und zusammengefaltet gewesen. Er sei aber optimistisch, dass „irgendeine Generation“ die Gemälde zurück erhalte. Auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss glaubt laut einem Sprecher nicht an eine schnelle Lösung. Ob und wann es in Berlin ein Wiedersehen mit den Gemälden gibt, hängt von vielen Faktoren ab. Etwa davon, wo die Bilder abgeblieben sind. In einem russischen Museum, dessen Depot oder in einer Datsche.

Wiktor Bodin war 1945 als junger Offizier bei den Raubzügen dabei: „Ich war Augenzeuge, als sich hohe Militärs Gemälde unter den Nagel rissen, die heute in ihren Datschen hängen – niemand weiß wo.“ In einem solchen Fall wäre nach der Logik russischer Politiker das Gemälde in Privatbesitz und müsste nicht zurückgegeben werden. War dagegen eine „Trophäenkommission“ auf Beutezug und die Stücke befinden sich in einem Moskauer Museum, dann müssten sie zurückgegeben werden. Die Neigung der einstigen Trophäenkommisare, die Kunstgüter zurückzugeben, ist allerdings gering. Prominentestes Beispiel dafür ist Irina Antonowa. Als sie Direktorin des Moskauer Puschkin-Museums war, hat sie die Beutekunst ausgestellt. mne

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