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Berlin: Ruf der Polizei: Gemeckert wird nur über Knöllchen

Was ist nur in die Berliner gefahren? Während sie sonst kaum eine Gelegenheit vorübergehen lassen, um über die Polizei und ihr Auftreten zu meckern, verteilten sie bei einer ersten stadtweiten "Kundenbefragung" im Winter vergangenen Jahres fast ausschließlich Bestnoten.

Was ist nur in die Berliner gefahren? Während sie sonst kaum eine Gelegenheit vorübergehen lassen, um über die Polizei und ihr Auftreten zu meckern, verteilten sie bei einer ersten stadtweiten "Kundenbefragung" im Winter vergangenen Jahres fast ausschließlich Bestnoten. Innensenator Eckart Werthebach und Polizeipräsident Hagen Saberschinsky, die das Ergebnis gestern vorstellten, waren denn auch sichtlich zufrieden. Insgesamt 12 000 Fragebögen waren im November 2000 von Polizeibeamten in allen sieben Berliner Polizeidirektionen an Haltestellen, in Einkaufszentren, auf Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen verteilt worden. Rund 8500 wurden ausgefüllt zurückgeschickt.

Danach sind 73 Prozent der Berliner und Berlinerinnen mit ihrer Polizei zufrieden, 22 Prozent von ihnen sogar sehr zufrieden. Dementsprechend groß ist das Vertrauen, dass die Berliner der Polizei entgegenbringen. 57 Prozent beantworteten diese Frage mit "sehr gut bis gut". Noch bessere Noten gab es in punkto Freundlichkeit. 61 Prozent der Befragten empfinden das Verhalten der Berliner Polizisten als "sehr freundlich bis freundlich". Allerdings sind hier deutliche Unterschiede bei den Altersgruppen festzustellen. Die besten Ergebnisse gab es bei den über 60-Jährigen, die schlechtesten in der Gruppe der 21- bis 30-Jährigen.

Auch das Sicherheitsempfinden wurde positiver bewertet als es ansonsten den Eindruck macht. 78 Prozent der Bevölkerung fühlen sich demnach in Berlin "vollkommen sicher bis ziemlich sicher". Allerdings meiden 33 Prozent bei Einbruch der Dunkelheit Parks und Waldgelände, 26 Prozent fühlen sich dann in U- und S-Bahnen oder am Bahnhof Zoo nicht mehr wohl. Die Gründe hierfür wurden allerdings nicht so recht klar.

Statistisch, so Landesschutzpolizeidirektor Gernot Piestert, werde jeder Berliner im öffentlichen Nahverkehr nur "alle 270 Jahre einmal Opfer einer Straftat". Die Mehrzahl derjenigen, die diese Frage beantworteten, machte hierfür eher "ein diffuses Angstempfinden" verantwortlich, wie es Birgit Singer ausdrückte, die in Piesterts Stab für die Befragungsaktion verantwortlich war.

In diesem Bereich, so Polizeipräsident Saberschinsky, werde man noch einges tun müssen, um dem insgesamt ungerechtfertigten Unsicherheitsgefühl entgegen zu wirken. Schliesslich sei "der Kunde Bürger für den Dienstleister Polizei die wichtigste Person". Auch für einige weitere Widersprüche in der Befragung gibt es derzeit noch keine Erklärungen. So erklärten zwar 46 Prozent der Bürger und Bürgerinnen, sie nähmen die Polizei "sehr oft bis oft" im Stadtbild wahr. Gleichzeitig wünschen sich jedoch 59 Prozent mehr Präsenz von Polizeibeamten in der Öffentlichkeit.

Wirklich unzufrieden sind die Berliner offenbar nur beim Einschreiten von Polizisten bei eigenen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung oder bei sonstigen Ordnungswidrigkeiten. 34 Prozent wünschen sich hier beispielsweise weniger "Knöllchen" wegen Falschparkens. "Wir haben eine sehr gute Polizei", zog Innensenator Werthebach abschließend Bilanz. Ein solches Ergebnis sei auch von vielen in der Polizeiführung nicht erwartet worden. Die Befragungsaktionen sollen künftig in lokalen Bereichen fortgeführt werden.

Otto Diederichs

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