zum Hauptinhalt

Berlin: Ruinensuche am Palast

Archäologen graben auf dem Schlossplatz nach Resten von Andreas Schlüters Münzturm

Dem Palast der Republik trauern noch immer viele hinterher, aus diesen oder jenen Gründen. Die Archäologen dagegen vermögen den Freiräumen des Baugrundes auch Positives abzugewinnen, können sie sich dort doch nun noch tiefer in die Vergangenheit wühlen. Momentan ist ein Bauwerk in ihren Blick geraten, das dem berühmten Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter einst den Job als Schlossbaumeister gekostet hat: der nie fertiggestellte Münzturm.

Das jetzt festgelegte Grabungsfeld „Münzturm“ liegt an der Nordwestseite des ehemaligen Schlosskomplexes auf dem Schlossplatz. Hier befand sich einst der ans Schloss angrenzende Wasserturm, etwa 30 Meter hoch, den Schlüter im Auftrag von Friedrich I. zum Münzturm umbauen und dabei auf 120 Meter erhöhen sollte. 1702 wurde mit den Arbeiten begonnen, schon zwei Jahre später stellte man Risse fest. Offenbar war der Baugrund für solch einen Koloss ungeeignet. Man versuchte das Bauwerk noch zu stabilisieren, doch 1706 wurde bereits ein Überhang von 70 Zentimetern gemessen, obwohl man erst etwa die Hälfte gebaut hatte. In der Nacht zum 25. Juni ließ Schlüter die oberen Teile wieder abbrechen – ohne den König um Erlaubnis zu fragen, der gerade außer Landes war und sich hinterher fürchterlich über das Scheitern seines Prestigeobjekts aufregte. Er setzte einen Untersuchungsausschuss ein, der dem Architekten Fehler in der Statik vorwarf.

Jetzt wollen die Archäologen vom Berliner Landesdenkmalamt auf einer Fläche von etwa 900 Quadratmetern die Fundamente jener Ruine erkunden, wie die Leiterin des Bereichs Archäologie und Inventarisation beim Landesdenkmalamt, Karin Wagner, mitteilt: „Wir möchten wissen, wo die Fundamente des Münzturms standen. Aus Briefen wissen wir, wie verzweifelt Schlüter im Jahr 1706 versuchte, die bedrohliche Neigung des schon zur Hälfte fertigen Turms durch Einschlagen von Baumstämmen und Aufrichten von Stützmauern aufzuhalten. Bald schon können unsere Spezialisten vielleicht erste Aussagen über Lage, Beschaffenheit und Zustand der Fundamente machen“, so die Archäologin.

Da es sich bei den schon freigelegten Schlossfundamenten und dem, was unter der dicken Asphaltschicht aus DDR-Zeiten auf dem Schlossplatz verborgen ist, um ein geschütztes Bodendenkmal handelt, sollten diese Reste, zu denen auch die des Münzturms gehören, laut Karin Wagner in die Bauplanung für das Humboldt-Forum einbezogen werden. Erstrebenswert wäre es, ein Stück der ausgegrabenen Keller allgemein sichtbar zu machen. Darüber hinaus wollen die Archäologen durch weitere Erkundungen klären, ob und wie diese Keller in den Schloss-Neubau integriert werden können. casp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false