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Berlin: Rund ums Karree: Baulärm und Touristen können sie nicht schrecken - Ein Wiedersehen mit den Mahlos

Aufatmen. Am Klingelbrett steht der vertraute Name.

Aufatmen. Am Klingelbrett steht der vertraute Name. Die Mahlos wohnen also immer noch in den Hackeschen Höfen. Beinahe ist es ein kleines Wunder, dass es Helga-Marion Mahlo und ihrem Ehemann Friedrich immer noch im Viertel am Hackeschen Markt aushalten. Denn wohl nirgendwo sonst in der Stadt wechselt die Anwohnerschaft so oft wie hier. Aber es ist eben nur beinahe ein kleines Wunder, dass die Mahlos noch ein Mal Zeit für die Zeitung haben. Schließlich leben sie schon seit 1952 hier, haben so manchen Sturm der Veränderungen überstanden.

Die Mahlos können sich noch gut daran erinnern, wie die Höfe vor rund zehn Jahren noch mit dem Schrott einer Kühlgerätefabrik vollgestellt waren, wie der Rauch der Kohleöfen die Luft trübte und wie der Putz von den Fassaden bröckelte. Heute ist davon nichts mehr zu erkennen. Die Hackeschen Höfe sind ein Schmuckstück.

Als Student ist der heute 74-jährige Friedrich Mahlo eingezogen, in den Höfen lernte er seine Frau kennen. Von einem Balkon ihrer Wohnung blicken sie auf die Sophienkirche, in der die beiden geheiratet haben, vom anderen auf den Jüdischen Friedhof. Schon zu DDR-Zeiten sei es nicht leicht gewesen an diese Wohnung zu kommen. "Wir waren damals schon ganz froh, als wir einzogen", sagt Mahlo, der DDR-Basketballnationalspieler und Trainer war und an der Humboldt-Universität arbeitete. Familiärer als heute sei es damals zugegangen, sagt seine Frau. Damals wurden noch Hoffeste mit Tanzvergnügen veranstaltet, kam sich die Hausgemeinschaft bei sonnabendlichen Arbeitseinsätzen, den Subbotniks, näher. Doch den Mahlos gefällt auch das neue Gesicht der Höfe. "Ich ertappe mich immer wieder beim Hochgucken - wie ein Tourist", sagt Friedrich Mahlo. Richtig stolz sei er auf das Ergebnis der Sanierung Mitte der 90er. Das Ehepaar musste dafür ein halbes Jahr Baulärm und Dreck ertragen.

An den Anblick fotografierender Menschen in ihrem Hinterhof haben sich die Beiden gewöhnt. Was sie stört, ist der Krach, der im Sommer durch die geöffneten Fenster dringt. Bis nachts um zwei Uhr ging der Rummel bis vor einiger Zeit. Höhepunkt seien die Zecher gewesen, die es sich auf den Bänken bequem gemacht und über den Hof gegrölt hätten, erzählt Friedrich Mahlo. Glücklicherweise konnten sich die Mieter gegen die Hausverwaltung und die Gewerbetreibenden durchgesetzen und erreichen, dass die Wohnhöfe um zehn Uhr abends abgeschlossen werden. Es gebe aber auch nette Erfahrungen: Etwa die mit dem Schweizer Ehepaar, dem die Mahlos den Wunsch erfüllten, eine Wohnung der Hackeschen Höfe von innen zu sehen. Wenn der Rummel im Sommer gar zu arg wird, dann können sie sich in ihr Wochenendhaus in Zeuthen flüchten. Doch ans Fortziehen denken sie nie und nimmer: "Das hier ist unsere Heimat", sagt Frau Mahlo.

tob

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