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Berlin: Rundgang durch 80 Berliner Galerien eröffnet - Bis Samstagabend Vernissagen und "Angebote"

Am Freitagmittag um Punkt zwölf Uhr saßen achtzig Berliner Galeristen in ihren Geschäften und guckten in Richtung Tür. "Ja, wirklich, so sieben bis acht Leute waren schon hier", sagte Doris Leo von "Leo.

Am Freitagmittag um Punkt zwölf Uhr saßen achtzig Berliner Galeristen in ihren Geschäften und guckten in Richtung Tür. "Ja, wirklich, so sieben bis acht Leute waren schon hier", sagte Doris Leo von "Leo.Coppi" in den Hackeschen Höfen eine Stunde nach Beginn des Galerienrundgangs. Die Kunsthändlerin blickt dem bis zum Ende der Aktion am Samstagabend um 21 Uhr zu erwartenden Rummel entspannt entgegen. Sie kann gewissermaßen zur zweitägigen Finissage der Ausstellung von Harald Metzkes einladen.

Die bewegten Bilder des bekannten Vertreters der "Berliner Schule" (Ost) sind tatsächlich nur noch während des Galerienrundganges zu sehen. Für diese beiden Tage haben Künstler und Galeristinnen noch etliche Bilder nachgehängt, denn ein großer Teil der Ausstellung - wie die wunderbare Zirkusszene "Kosakenauftritt" oder das bahnbrechende Bild "Publikum stürmt die Bühne" - hatte schon Käufer gefunden. Dabei rangieren die Preise für Metzkes-Originale im oberen Drittel der für die beteiligten Galerien angekündigten Preise. So zwischen 300 Mark und 20 000 kosten die zum Verkauf stehenden Werke, heißt es beim veranstaltenden Landesverband Berliner Galerien.

Um den Tausenden von Kunst-Flaneuren die Schwellenangst zu nehmen, gibt es aber nicht nur einen kostenlosen Bus-Shuttle-Service, sondern auch so genannte "Angebote". Bei der Galerie "Leo.Coppi" ist es eine dekorative Vorzugsgraphik von Harald Metzkes. Das "Kleine Karussell", eine aquarellierte Radierung mit einer Auflage von 30 Stück, kostet 350 Mark.

Einen ganz anderen Ansatz hat die Galerie Löhrl in der "KunstMitte Berlin". Diese Gemeinschaftsgalerie in der Auguststraße 19 zeigt Installationen der jungen Künstlerin Saskia Breitenreicher. Und von ihr sind dutzende von "Werken" schon für 5 Mark pro Stück zu erwerben. Das geht so: Mittelpunkt der Installation "Jungbrunnen" ist ein Verkaufstresen, auf dem kleine Mineralwasserflaschen aufgereiht sind. Das Etikett des Elixiers zeigt von innen vier verschiedene Motive nackter und vor allem junger Männer und Frauen. Im nächsten Raum ist für den gleichen Preis "Ihr Glück" zu haben: rechteckige Tupperdosen, in die von den Kunst-Kunden selbst zerschlagenes Glas eingefüllt werden kann. Galerie-Mitarbeiter Jens Pepper nennt dieses Ausstellungs-Konzept "verspielt" und verweist auf das zarte Alter der 1973 geborenen Künstlerin. Neugierige können sie heute zwischen 16 und 20 Uhr bei der Vernissage kennenlernen.

So schön der Shuttle-Service ist und so reizvoll auch die Galerien in Charlottenburg, Tiergarten und Kreuzberg sein mögen: Die Auguststraße könnte lokal gesinnten Gemütern bei diesem Rundgang schon reichen. Nebenan von "KunstMitte" zeigt die "Galerie Berinson" in der Auguststraße 22 die wunderbaren Fotos des Berliner Bildreporters Erich Salomon. Die Ausstellung, die Größen der Weimarer Republik wiederauferstehen lässt, könnte in der sagenumwobenen Spandauer Vorstadt nicht besser platziert sein.

Noch etwas weiter oben, in der Auguststraße 35, bietet die Galerie "Arndt&Partner" ein Kontrastprogramm: Hier hat der junge japanische Maler Hiroshi Sugito am Freitagabend seine Ausstellung eröffnet. Unter dem schlichten Titel "Paintings" zeigt er auf riesengroßen oder winzigkleinen Leinwänden ebenso schlichte wie anrührende Motive. Haus, Baum, Gras oder Flugzeug am Himmel - der 29-jährige Künstler will "die Welt so einfach wie möglich abbilden". Hiroshi Sugito ist zum ersten Mal in Berlin und hat für heute schon etwas vor, bevor er morgen wieder nach Tokio fliegt: "Einen Rundgang durch die Berliner Galerien".

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