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Berlin: Saddam gibt sich nicht geschlagen

Die Bilder des Diktators hängen noch – seit 13 Jahren gammelt die alte Botschaft des Irak in Pankow vor sich hin

Das Lächeln ist ihm nicht vergangen, obwohl er vertrieben ist, seine Denkmäler in Bagdad umgeworfen und seine Bilder verschwunden sind. In Pankow ist Saddam Hussein jedoch noch immer präsent. Jugendlich sein Antlitz auf einem riesigen Foto, das einst im ersten Stock eine ganze Wand einnahm. Feucht und wellig hingegen das Bild an der schimmeligen Wand in einem der ehemaligen Amtszimmer. Aber niemand interessiert sich für ihn. So wie für den Bau, in dem seine Bilder zu sehen sind.

Das Haus in der Tschaikowskistraße 51 in Pankow ist die ehemalige Botschaft des Irak in der DDR. Seit 13 Jahren steht das Haus verlassen da. Scheiben sind eingeworfen, der Garten ist verwahrlost. Ein großes Grundstück mit einem PlattenBungalow – das alles hat der Irak in den 70ern gestellt bekommen – gegen Zahlung einer einmaligen Summe. Die Höhe ist nicht bekannt. Aber ein Schnäppchen war es ganz bestimmt.

Eigentümer des Grundstücks ist heute die Bundesrepublik. Im Grundbuch steht jedoch ein unbeschränktes Nutzungsrecht des Irak. „Deshalb sind uns die Hände gebunden“, sagt Helmut John von der Oberfinanzdirektion, die die Liegenschaften des Bundes in Berlin verwaltet. Ein Verkauf des an und für sich wertvollen, weil gefragten Grund und Bodens kommt nicht in Frage, schließlich ist es exterritoriales Gebiet. Und außerdem, so John, „will niemand ein Haus kaufen, auf das er dann kein Zugriffsrecht hat.“ Also gammelt die alte Botschaft weiter vor sich hin, während der Irak in einer neuen Botschaft in Zehlendorf residiert.

Warum der Bau aussieht, als sei er fluchtartig verlassen worden, weiß auch Helmut John nicht. In der ehemaligen Bibliothek liegen hunderte Bücher, die aus den Regalen geräumt wurden. Tapeten kommen in langen Bahnen von Wänden und Decken, die Reste des Mobiliars stehen verwaist – vermutlich Kinder oder Obdachlose haben das Haus entdeckt. Das Betreten indes ist strafbar.

„Es handelt sich hier um einen einzigartigen Fall“, erklärt Helmut John. Nach der deutschen Einheit habe der Irak die Botschaft aufgegeben, war ein international geächteter Staat und konnte deshalb auch das Geld nicht aufbringen, um den Bau weiter zu unterhalten. Schließlich waren durch die UN-Sanktionen die Konten gesperrt – auch Investitionen im Ausland waren davon betroffen.

Niemand weiß, wie es mit dem gespenstischen Botschaftsbau weitergeht. Helmut John setzt auf eine neue, handlungsfähige Regierung des Irak, die sich der alten Botschaft erinnert und zusammen mit dem Bund nach einer Lösung sucht. Aber das kann dauern. Und so lange lächelt Saddam weiter. In seinem ehemaligen Domizil in Pankow. oew

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