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Berlin: Safari vor der Haustür

Kamele, Feldwege, Schlaglöcher: Hinter der Stadtgrenze wartet die Wildnis Was man in Brandenburg erleben kann – und was man dort lernt

Mit Feldwegen ist nicht zu spaßen. Wer in Petra Schmeels Jeep durchs Havelland fährt, passt besser auf. Hinter jeder Biegung könnte ein Schlagloch lauern. Vielleicht sogar ein großes. Man mag sich gar nicht vorstellen, was da alles passieren kann.

Die meisten Gäste überleben ihre Havelland-Tour, räumt Schmeel ein. Eigentlich alle, bis jetzt. Aber Nervenkitzel gehört dazu, Spazierenfahren kann man auch zu Hause in Berlin. „Wenn man die Fahrt richtig anmoderiert, wird der kleinste Hügel zum Abenteuer.“ Seit drei Jahren organisiert Schmeel unter dem Namen „Intour-Safari“ Jeep-Ausflüge durch Brandenburg. Zu ihrem Fuhrpark gehören drei Land Rover Defenders, solche Wagen werden sonst in Kenia bei der Großwildsafari eingesetzt. Auf Wunsch fährt Schmeel auch in die Uckermark, nach Bad Saarow, ins Nuthe-Urstromtal. Und überall warten atemberaubende Landschaften auf die Teilnehmer.

Brandenburg ist Wildnis. Wenn man ein bisschen nachhilft. Viele Tour-Anbieter haben das erkannt. In Teltow-Fläming und Rheinsberg kann man mit Quads – den vierrädrigen Motorrädern – durch die Natur düsen. In Neulöwenberg kann man Straußenherden aus nächster Nähe beobachten, nur getrennt durch den Elektrozaun. Und im Löwenberger Land werden Kamele geritten. Genau genommen Trampeltiere, die mit zwei Höckern. Gerade gibt es Nachwuchs auf dem Fleckschnupphof: Omahr, Tachi und Quara heißen die Fohlen, das jüngste ist zwei Wochen alt. In den nächsten vier Jahren sind ihre Knochen noch nicht stark genug, um Menschen zu tragen. Aber bei den Ausflügen werden sie neben ihren Müttern herlaufen. Und dafür muss man nicht mal Aufpreis zahlen.

Doch, es gibt noch andere süße Tiere außer Knut. Wem der Berliner Zoo gerade zu voll ist, kann etwa nach Eberswalde fahren, in den „besten kleinen Zoo Deutschlands“, wie es dort heißt. Eberswalde erlebt eine sensationelle Jungtier- schwemme: die Katta-Affen aus Madagaskar haben Zwillinge bekommen, die Kängurus auch, der Pinguinnachwuchs watschelt schon. Letzte Woche brachte die Zwergziege im Streichelgehege Vierlinge zur Welt. Weil sie nur zwei Zitzen hat, müssen die Zicklein zusätzlich mit der Flasche gefüttert werden. Wer das sieht und nicht gerührt ist, hat kein Herz.

Ruhiger geht es auf den Touren von Samuel Lehmberg zu. Der Schweizer Wahlberliner organisiert Wanderungen durch das Oderbruch bei Bad Freienwalde. Meistens führt er seine Gruppen auf der Hangkante entlang, bei gutem Wetter kann man dort bis nach Polen sehen. Jede Gruppe wird von einem Lastpferd begleitet. Das schleppt die Verpflegung und gibt das Tempo vor.

Auf den Wanderungen kann man einiges lernen. Etwa, wie ein Ameisenhügel unter der Erde aussieht. Oder welche Wiesen ein Schäfer bevorzugt. Weil es auf der Hangkante so besinnlich ist, hat man auch viel Zeit, über das Leben nachzudenken, sagt Lehmberg. Und nicht auf die großartige Landschaft, sondern ganz tief in sich hineinzuschauen. Da sieht es bei manchen ja auch abenteuerlich aus.

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