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Nischt wie raus nach Wannsee. Ganz schön frisch hier, aber macht Spaß! Karfreitag gingen doch tatsächlich einige im Strandbad Wannsee zum Auftakt der Saison 2015 baden.

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Saisonauftakt in Berlin-Wannsee: Anbaden bei sechs Grad im Bikini

Sechs Grad im Wasser, sieben Grad in der Luft. In Bikini und Flipflops beginnt die Saison. Da ist man aber auch schnell wieder raus aus dem Wannsee.

Die Beine von Anton Syamken, 14, sehen knallrot durchblutet aus, und die Windchilltemperatur im Strandbad Wannsee fühlt sich genauso an: eisekalt. „Ich gehe jetzt noch mal rein, damit ich meine Füße wieder fühle“, sagt der Schöneberger, und sein Vater Martin Bock, 53, lässt ihn gewähren.

„So ist er halt“, sagt der Vater lächelnd, „und er ist alt genug, er kann das selbst entscheiden.“ Draußen in der Havel, sechs Grad kalt,

taucht der DLRG-Rettungsschwimmer und Unterwasserrugbyspieler Anton sogar kurz unter. Und flitzt dann aber doch zurück ans Ufer.

Die einen barfuß, die anderen in Daunenjacke

Sechs Grad Wasser, sieben Grad Luft. Ach, wäre man nur in Mailand, da, wo Aisha Bongiorni herkommt. Aber die achtzehnjährige Austauschschülerin aus Italien sitzt im größten Binnenseeschwimmbad Europas – mit nackten Füßen, in Flipflops, im Strandkorb. Andere Anbadetaggäste flanieren in Daunenjacke und Winterstiefeln vorbei. „Nur die Füße waren richtig kalt, aber sonst wird man richtig wach und fühlt sich frisch“, freut sich Aishas Gastelterntochter Paula Fröling, 15.

Beide sitzen seelenruhig in Bademantel plus Decke und Schal da. Na ja, heiß duschen ginge auch nicht, am Premieretag der Strandbadsaison 2015 ist nur das WC 3 offen, immerhin mit Heißwasser aus dem Hahn; WC 2 und 4 mit den Duschen müssen noch vom Amt abgenommen werden. Aber die Mädels sind hardcore, selbst der Kamillentee im Strandkorb nebenan von Paulas Mutter und deren Freund bleibt unangerührt.

Gemeinsam ist es wärmer. Paula Fröling, 15, und ihre italienische Gastschwester Aisha Bongiorni, 18, machen es sich im Bademantel im Strandkorb am Wannsee bequem. "Hat Spaß gemacht und man ist wach", sagen die beiden hinterher. Der Tee bei Paulas Mutter im Strandkorb nebenan ist da noch nicht mal angerührt.
Gemeinsam ist es wärmer. Paula Fröling, 15, und ihre italienische Gastschwester Aisha Bongiorni, 18, machen es sich im Bademantel im Strandkorb am Wannsee bequem. "Hat Spaß gemacht und man ist wach", sagen die beiden hinterher. Der Tee bei Paulas Mutter im Strandkorb nebenan ist da noch nicht mal angerührt.

© Annette Kögel

Im Schwimmmeisterraum ist es ein bisschen wärmer und windstill. Ab und zu klopft mal einer der triefnassen Badegäste an, wie die ältere Frau mit enger Badekappe: Wer im Wasser war, darf sich eine Eintrittskarte nach Wahl für eine Bäderbetriebe-Sauna abholen. Bis einschließlich Ostermontag sind Eintritt und Strandkorb in Wannsee noch gratis, ab Dienstag kostet es. In der Hauptsaison werden bis zu 20 Kräfte an Kasse, bei Technik und am Strand im Einsatz sein.

Ach, könnte man das "Lido" beleben

Es gibt auch einiges Neues am Wannsee zu entdecken in diesem Jahr, zum Beispiel die Chefs – der vormals dienstälteste Badebetriebsleiter Axel Ott ist in Rente gegangen. Alexandra Berger ist die Neue. Neu wird auch die Open-Air-Lounge im ersten Stock fürs Sonnenuntergang-Gucken.

Er ist so frei. Die Beine von Anton Syamken, 14, sehen knallrot durchblutet aus, und die Windchilltemperatur im Strandbad Wannsee fühlt sich genauso an: eisekalt. Sechs Grad Wasser, sieben Grad Luft. „Ich gehe jetzt noch mal rein, damit ich meine Füße wieder fühle“, sagt der Schöneberger DLRG-Rettungsschwimmer und Unterwasserrugbyspieler. Vater Martin Bock, 53, bleibt lieber draußen.
Er ist so frei. Die Beine von Anton Syamken, 14, sehen knallrot durchblutet aus, und die Windchilltemperatur im Strandbad Wannsee fühlt sich genauso an: eisekalt. Sechs Grad Wasser, sieben Grad Luft. „Ich gehe jetzt noch mal rein, damit ich meine Füße wieder fühle“, sagt der Schöneberger DLRG-Rettungsschwimmer und Unterwasserrugbyspieler. Vater Martin Bock, 53, bleibt lieber draußen.

© Annette Kögel

Und es gibt Events wie „Waboba“ am 2. Juli, da ditschen vier gegen vier einen Ball wie einen Stein übers Wasser. Der alte Kinosaal, der Karfreitag geschrubbt wird, wird aber nicht wiederbelebt, das rentiere sich nicht. Draußen laufen die Malerarbeiten und Fliesenreparaturen im denkmalgeschützten Komplex. Die große Bad-Sanierung, etwa der Strandbad-Elektrik, ist schon lange durch. Und wenn sie richtig Geld zur Verfügung hätten? Dann würde die Strandbad-Wannsee-Crew am liebsten das Restaurant „Lido“ vorn links wiederbeleben. Zwar sollen die Wannsee-Terrassen öffnen. Früher konnte man rechts am Strand durch eine Drehtür noch oben zum Essen gehen. Aber zurück ins Strandbad kommt man halt nicht mehr. Und es müsste dringend Sand nachgekippt werden, den alten vom Timmendorfer Strand verwehen immer die Winterstürme.

Er war Silvester "abbaden"

Zunehmend waten hier am Wannsee Familien durchs Wasser, die vorm teils krawalligen Stadtbadpublikum fliehen – wo jugendliche Randspringer sich schon mal am Schwimmmeister mit Wasserpistolen voll Urin abreagieren. Auch zerstochene Räder am Auto eines auf die Baderegeln hinweisenden Rettungsschwimmers gibt es am Naturflussbad nicht. Hier stehen auch keine Sprungtürme zur Selbstdarstellung bereit; dafür ein großer FKK-Bereich. Für Dirk Oldenburg mit Freundin Nicola Sudowe und dem kleinen Niclaas ist das noch die leichteste Übung. Er war jetzt im Wasser - und davor war er erst Silvester "abbaden". Und vergangenes Jahr lag schließlich zentimeterdick Schnee. Also nischt wie raus. Selbst bei sechs Grad.

Annette Kögel

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