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Berlin: Sandale und Liebe

Bund startet Kampagne für Verkehrssicherheit.

Ein Mönch steht an einer stark befahrenen Kreuzung und beobachtet den Verkehr. Menschen hasten bei Rot über die Straße, Autos hupen, Bremsen quietschen, ein Fahrradfahrer wird beinahe von einem Auto überfahren. Der Mönch schüttelt den Kopf. Er trägt Sandalen, in der Hand einen Stab, um seinen Hals hängt ein Schild: „Nehmt mehr Rücksicht“. Der Mönch ist Christophorus, der Schutzpatron der Reisenden – und das Gesicht im Werbespot einer neuen Kampagne für mehr Verkehrssicherheit.

Unter dem Motto „Rücksicht im Straßenverkehr – noch besser als Vorsicht“ ruft die Kampagne, wie berichtet, Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer zu einem besseren Miteinander auf den Straßen auf. Finanziert wird das Projekt vom Bundesverkehrsministerium sowie dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat und der Unfallforschung für Versicherer sowie von den teilnehmenden Kommunen und Sponsoren. Beim Start dabei sind Berlin und Freiburg.

Ziel sei, das Verständnis auf den Straßen zu verbessern und Unfälle zu vermeiden, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Jan Mücke, am Montag zum Start der Kampagne in Berlin. Sie solle zeigen, dass jeder etwas dazu beitragen kann, sagte Mücke. Vor allem der Radverkehr sei gefragt.

Man wolle nicht mit dem erhobenen Zeigefinger drohen, sagte Verkehrssenator Michael Müller (SPD). Vielmehr wolle man zu Vorsicht und Rücksichtnahme aufrufen.  Plakate auf Bussen und Bahnen, Flyer, die in Schulen verteilt werden, Hörfunkspots und Infoveranstaltungen soll es geben. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sagte dem Tagesspiegel: „Wir müssen das Bewusstsein einiger Menschen ändern.“

Die Kampagne kommt zur richtigen Zeit: Laut einem Report der Prüforganisation Dekra ist die Zahl der getöteten Radfahrer und Fußgänger in Berlin 2011 im Vergleich zum Vorjahr von 30 auf 40 gestiegen.

Die Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Berlin, Eva-Maria Scheel, kritisierte, viele Konflikte würden durch „Altlasten der Verkehrsplanung“ verstärkt. Wer etwa Gehwegradler auf die Straße bringen wolle, müsse auch Angebote für jene schaffen, die sich beim Fahren neben Autos unsicher fühlten. Scheel fordert hier sicherere Radspuren, fahrradgerechte Kreuzungen und weitere Tempo-30-Bereiche.

Zwei Jahre soll das 750 000 Euro teure Modellprojekt in Berlin und Freiburg laufen. Später soll es bundesweit übernommen werden können. ibu/kt

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