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Wird umfangreich saniert: Die Böse- oder Bornholmer Brücke zwischen Wedding und Prenzlauer Berg. Der Überweg für Fußgänger und Radler bleibt aber während der zweijährigen Bauzeit erhalten.

© Doris Spiekermann-Klaas

Sanierung in Berlin: Bösebrücke zwei Jahre in Richtung Ost-City gesperrt

Die geschichtsträchtige Bösebrücke ist bald in Richtung Osten dicht. Der Grund: Sie wird von Grund auf saniert. Zwei Jahre lang werden Autofahrer umgeleitet, die von Wedding nach Prenzlauer Berg wollen. In umgekehrter Richtung soll der Verkehr aber weiterhin ungestört rollen.

Zum Ferienbeginn sollte es eigentlich losgehen, aber nun verschiebt sich der Start noch mal um eine Woche, voraussichtlich bis zum 23. Juli. „Aber dann rücken die Bauarbeiter an“, versichert der Sprecher der Senatsbauverwaltung Martin Pallgen. Für rund 5 Millionen Euro soll eine der zentralen und geschichtsträchtigsten Ost-West-Verbindungen, die Bösebrücke zwischen Prenzlauer Berg und Wedding, von Grund auf saniert werden.

Das über die Fern- und S-Bahngleise führende Bauwerk zwischen Bornholmer- und Osloer Straße heißt im Volksmund auch „Bornholmer Brücke“, hier stürmten am 9. November 1989 die ersten DDR-Bürger in den Westen, nachdem Grenztruppen den Übergang geöffnet hatten. Nun aber ist die Brücke voraussichtlich wieder für zwei Jahre in Richtung Osten dicht: So lange sollen die Bauarbeiten dauern.

Die denkmalsgeschützte Brücke ist extrem belastet

Über die Bösebrücke rollt besonders viel Verkehr, weil sie zur Autobahn A100 und in die Ost-City führt. Entsprechend akribisch wurden die Bauarbeiten und die nötige Umleitung koordiniert: Während der gesamten Bauzeit sind nur die etwas weniger genutzten Fahrspuren Richtung Osten gesperrt. Autos und Lkw’s fahren dann über die Jülicher-, Behm- und Malmöer Straße nach Prenzlauer Berg. Der stärkste Verkehrsfluss Richtung Westen

bleibt hingegen die gesamte Zeit ungestört. Und die Straßenbahn soll sogar in beiden Richtungen nahezu problemlos weiter verkehren.

Die Tramstrecken werden voraussichtlich nur ab Mitte 2016 für etwa acht Wochen unterbrochen, wenn die Sanierung an der Nordseite der Brücke auf Hochtouren läuft. Und die gute Nachricht für Fußgänger und Radler: Sie können die Bösebrücke in Richtung Ost und West während der gesamten Bauzeit ungehindert überqueren.

Für die Umleitung wurde das Kopfsteinpflaster entfernt

Die Umleitungsstrecke wurden in den vergangenen Monaten umfangreich „ertüchtigt“, wie es offiziell heißt. Damit Passanten die Fahrbahn in den betroffenen Wohnstraßen gefahrlos überqueren können, gibt es nun drei neue Fußgängerampeln. Die Jülicher- und Malmöer Straße sind als zweispurige Einbahnstraßen ausgeschildert, außerdem wurde die Malmöer Straße asphaltiert. Das teils hundert Jahre alte Kopfsteinpflaster musste verschwinden. „Der Verkehrslärm wäre ansonsten bei der zu erwartenden hohen Belastung unerträglich geworden“, begründet die Senatsverwaltung den Schritt.

Leichtbeton soll das Gesamtgewicht der Brücke verringern

Im Jahr 2012 hatte eine Prüfung ergeben, dass die denkmalgeschützte Brücke dringend verstärkt und ihr Eigengewicht zugleich vermindert werden muss, um die Gesamtbelastung zu verringern - vor allem wegen der vielen Lkw’s, die sie benutzen. Dies betrifft die genietete obere Stahlkonstruktion wie auch tragende Betonteile. Andernfalls sei die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet, hieß es. Um das Gewicht zu vermindern, wird der alte Beton gegen sogenannten „Leichtbeton“ ausgetauscht. Zudem werden an der Ostseite Stützwände, Treppen und Widerlager saniert sowie Roststellen ausgebessert.

Dass die Arbeiten etwas verzögert beginnen, hängt laut Senatsverwaltung mit „den Hitzeschäden an der Autobahn 114 und anderen Berliner Straßen“ in den vergangenen Wochen zusammen. Um diese auszubessern, habe man erst einmal alle verfügbaren Kräfte benötigt.

Die Bösebrücke wurde 1916 als Hindenburgbrücke eröffnet und 1948 zu Ehren des 1944 hingerichteten NS-Widerstandskämpfers Wilhelm Böse umbenannt. Mit dem Bau der Mauer wurde der Verkehrsfluss an dieser Stelle unterbrochen. Der weitaus längere Teil des Bauwerks gehörte danach zu Ost-Berlin, nur etwa 30 Meter lagen auf West-Berliner Gebiet.

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