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Berlin: Sanierung ist teuer: 4500 Wohnungen zu verkaufen

Wohnbaugesellschaften wollen Apartments in High-Deck-Siedlung und Märkischem Viertel loswerden

Die Wohnungsbaugesellschaften „Stadt und Land“ und Gesobau suchen Käufer für insgesamt 4500 Wohnungen in der High-Deck-Siedlung in Neukölln und im Märkischen Viertel in Reinickendorf. In beiden Fällen wird als Grund für den Verkauf die teure Sanierung der Häuser genannt, die die beiden Gesellschaften nicht mehr stemmen könnten.

In Neukölln sollen 1917 der rund 2400 Wohnungen in dem Beton-Ensemble aus den 70er Jahren den Besitzer wechseln. Nicht allein das höchste Gebot entscheidet, sondern auch eine Zusage, die notwendige Sanierung von rund 60 Millionen Euro zu zahlen. Für die Instandhaltung hat die „Stadt und Land“ kein Geld. Die nötige Summe über Kredite zu finanzieren, wäre kein Problem, aber die Wohnungsbaugesellschaft drücken rund 1, 6 Milliarden Euro Verbindlichkeiten. „Wir müssen von unseren Schulden herunter und dürfen keine neuen machen“, sagt Geschäftsführer Rudolf Kujath.

Gesobau-Sprecher Matthias Gaenzer bestätigte, dass die Gesobau zwei Blöcke am Senftenberger Ring mit insgesamt rund 2500 Wohnungen verkaufen will. Mit dem Erlös solle dringend benötigtes Geld hereinkommen, um die Sanierung anderer Häuser zu finanzieren. Ein Einstieg in den Verkauf des gesamten Märkischen Viertels sei das aber nicht.

Derzeit läuft die Ausschreibungsfrist für den Verkauf der High-Deck-Siedlung. Im März will die „Stadt und Land“ entscheiden, wer den Zuschlag erhält. „Es gibt keine Alternative zum Verkauf“, sagt Petra Rohland, Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung. „Die Sanierungskosten sind einfach zu hoch.“ Das ist der einzige Grund für den Verkauf. „Wir haben uns die Siedlung mit dem größten Sanierungsbedarf ausgesucht“, sagt Kujath. Nach seinen Auskünften sind die Dächer undicht und die Fenster marode.

Die Mieter sind frustriert und enttäuscht. Dass ihre Häuser von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft verwaltet wurden, galt vielen bisher als Garantie für bezahlbare Mieten.

Die High-Deck-Siedlung ist ein Problemfall. Rund 15 Prozent der Wohnungen, die von der „Stadt und Land“ verwaltet werden, stehen leer. Knapp ein Drittel der Mieter ist arbeitslos, 40 Prozent sind nicht-deutscher Herkunft. 1975 als Vorzeigeobjekt des sozialen Wohnungsbaus errichtet, wurde die Siedlung 1998 als eines der ersten Gebiete Berlins zu einem Fall fürs Quartiersmanagement.

Die High-Deck-Siedlung ist nicht die einzige der „Stadt und Land“, die verkauft werden soll. Im teilweise sanierten Quartier an der Alten Hellersdorfer Straße sind 877 Wohnungen im Angebot. Von der Konzerntochter Wo Be Ge verwaltete Eigentumswohnungen in Anlagen in Treptow, Tempelhof, Neukölln und Hellersdorf sollen ebenfalls verkauft werden.

C. van Lessen, M. Oloew

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