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Sanierung verzögert sich: Touristen suchen die Gedächtniskirche

Die Sanierung verzögert sich, weil die Schadensanalyse länger dauert als geplant. So bleibt Berlins bekanntester Kirchturm weiter von einem Baugerüst verdeckt, das aussieht wie ein Bürohochhaus. Touristen sind deshalb irritiert.

Seit Anfang Januar ist die Turmruine der Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz hinter einem Mantel aus Acrylglasplatten und weiß beklebtem Aluminium verschwunden. Doch hinter der Fassade haben die Sanierungsarbeiten noch nicht begonnen. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, kurz BAM, analysiert gerade noch, an welchen Stellen der Turm wie stark geschädigt ist.

„Wir liegen ungefähr zwei Monate hinter dem Plan“, sagt Gemeindepfarrer Martin Germer, Vertreter der Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der der Turm gehört. Solange die Prüfung der BAM nicht abgeschlossen ist, könnten die Aufträge für die Sanierung nicht vergeben werden. Die Verzögerung sei jedoch nicht Schuld der BAM, erklärt der zuständige Architekt Raphael Abrell: „Die Schäden sind einfach so unglaublich komplex.“ Zudem hätten Probleme mit Genehmigungen, das Wetter des vergangenen Winters und der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz den Aufbau des Gerüstes verzögert. „Es sollte Weihnachten stehen, war aber erst Mitte März fertig.“ Abrell hofft trotzdem, die Restaurierung plangemäß zum Jahresende 2012 abschließen zu können. Das hängt aber auch vom kommenden Winter ab. Bei Minusgraden müssen die Arbeiten unterbrochen werden.

Der Turm wurde bereits in den 80er Jahren umfassend restauriert. Aber Wind und Wetter haben die Ruine seither wieder stark angegriffen. Nun droht die Gefahr, dass die Verbindung zwischen Tuffsteinfassade und dahinter liegendem Mauerwerk brüchig wird und Passanten gefährdet oder gar die Standfestigkeit des gesamten Turms. Deshalb muss für voraussichtlich 4,2 Millionen Euro nachgearbeitet werden. Die evangelische Kirche finanziert das Projekt durch Spenden und Zuschüsse, die unter anderem vom Landesdenkmalamt kommen.

In der Zwischenzeit bleibt der bekannteste Berliner Kirchturm von einem Baugerüst verdeckt, das aussieht wie ein Bürohochhaus. Das irritiert viele Touristen. „Die stehen mit dem Reiseführer davor und finden die Gedächtniskirche nicht wieder“, sagt Gemeindepfarrer Germer. Dadurch würden Besucherzahlen und Spendeneinnahmen zurückgehen.

Der Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Klaus-Dieter Gröhler, sagt: „Es ist wichtig, dass diese zentrale Sehenswürdigkeit Berlins der Öffentlichkeit nicht unverhältnismäßig lange vorenthalten wird.“ Wer nicht bis Ende 2012 warten will, um den Kirchturm wieder in Augenschein zu nehmen, kann am 2. Oktober zwischen 11.30 Uhr und 17.30 Uhr an Führungen über das Baugerüst teilnehmen, die die Gemeinde zum 50-jährigen Jubiläum des benachbarten neuen Kirchengebäudes anbietet.

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