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Berlin: Sarrazin als Bundesbanker?

In Frankfurt/Main werden 2009 Posten frei Berlin und Brandenburg dürfen gemeinsam einen Kandidaten benennen

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat das Gerücht, er wolle 2009 in den Vorstand der Bundesbank wechseln, gestern als voreilige Spekulation bezeichnet. Die entsprechende Berichterstattung in der Berliner Zeitung beruhe auf „Mutmaßungen“, sagte ein Sprecher der Finanzverwaltung. Sarrazin sei „kein Finanzsenator auf Abruf“.

Auch am Sitz der Bundesbank in Frankfurt/Main weiß man nichts vom angeblichen Interesse Sarrazins an einem Vorstandsjob. „Davon höre ich zum ersten Mal“, sagte gestern ein hochrangiger Bundesbanker. Fakt ist: Ein jetzt frei werdender Posten – Vorstandsmitglied Edgar Meister scheidet altersbedingt aus – wird demnächst mit dem Chef der baden-württembergischen Staatskanzlei, Rudolf Böhmler, besetzt. Die nächsten Top-Jobs in Frankfurt werden Ende April 2009 vakant. Dann laufen die Verträge von Hans-Helmut Kotz und Chef-Volkswirt Hermann Remsperger aus.

Nur eine Stelle wird dann neu besetzt, weil die Führungsetage der Bundesbank spätestens 2009 von sieben auf sechs Mitglieder verschlankt wird. Dann könnte sich für den promovierten Volkswirt Sarrazin eine Chance eröffnen. Zumal Berlin und Brandenburg gemeinsam an der Reihe sind, einen Kandidaten zu nennen. Im Wirtschaftsteil der überregionalen Presse wurde schon Anfang Mai spekuliert, dass Sarrazin dafür wohl der einzige geeignete Mann in der Region wäre.

Doch bisher ist alles nur Theorie. Die Besetzung des Bundesbank-Vorstands wird in der Regel relativ kurzfristig vorbereitet. Außerdem müssen Bundesregierung und Bundesrat mitspielen. Die Bundesbank selbst hat bei der Personalauswahl nur ein Anhörungs-, aber kein Vetorecht. Sie muss sich der Politik fügen. Mehr als Spekulation ist der Wechsel des Finanzsenators von der Spree an den Main derzeit also nicht.

Sarrazin war schon einmal für höhere Weihen im Gespräch. Bundesfinanzminister könne er werden, hieß es vor der Bundestagswahl 2005. Damals wie heute reagieren die SPD-Parteifreunde und der Koalitionspartner PDS/Linkspartei gelassen auf die neuen Gerüchte. Nicht einmal ansatzweise, auch nicht im kleinsten Kreis, habe der Finanzsenator bisher erkennen lassen, dass er zur Bundesbank wechseln wolle, hieß es in SPD-Führungskreisen. Im Roten Rathaus war dies ebenfalls kein Thema, und auch die PDS-Haushälter und Wirtschaftssenator Harald Wolf haben nie von solchen Karrierezielen gehört.

Das heißt nicht, dass Sarrazin mit Sicherheit bis zur Abgeordnetenhauswahl 2011 im Amt bleibt. Ein Ruf von höherer Stelle könnte ihn sicher reizen. Zudem ist nicht auszuschließen, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sein ziemlich lebenserfahrenes Kabinett rechtzeitig vor der Wahl verjüngt. 2009 steht Sarrazin mit 64 Jahren kurz vor der Pensionsgrenze. ro/za

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