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Berlin: Sarrazin: Berlins Opern sind zu teuer – und die Eintrittskarten zu billig Städtevergleich des Finanzsenators zeigt: Andere haben mehr Erfolg – mit weniger Zuschüssen

Finanzsenator Thilo Sarrazin drängt darauf, bei den drei Opern in Berlin kräftig Geld zu sparen. Seiner Meinung nach haben die hauptstädtischen Musiktheater – im Vergleich mit der Bayerischen und der Hamburgischen Staatsoper – zu wenig Besucher und zu preiswerte Eintrittskarten.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Finanzsenator Thilo Sarrazin drängt darauf, bei den drei Opern in Berlin kräftig Geld zu sparen. Seiner Meinung nach haben die hauptstädtischen Musiktheater – im Vergleich mit der Bayerischen und der Hamburgischen Staatsoper – zu wenig Besucher und zu preiswerte Eintrittskarten. Und auch das ergab Sarrazins Städtevergleich: Gemessen an München sind die öffentlichen Zuschüsse zu hoch. 75 Millionen Euro für Deutsche Oper, Staats- und Komische Oper müssten ausreichend sein, ergaben interne Berechnungen der Finanzverwaltung. Gezahlt werden aber 117 Millionen Euro Zuschüsse.

In der bayerischen Stadt wird jeder Opernbesucher vom Staat mit 103 Euro subventioniert, in Hamburg mit 111 Euro, aber in Berlin mit 160 Euro. Eine Eintrittskarte in der Münchener Oper bringt durchschnittlich 42 Euro ein, in der Deutschen Oper Berlin aber nur 21 Euro. Auch sind die teuersten Karten in Berlin sehr viel günstiger zu haben. Das bedeutet nicht, dass der Opernbesuch unerschwinglich werden muss. Kürzlich wurde der knauserige Sarrazin in der ausverkauften Münchener Oper gesichtet: Auf einem Stehplatz für 7 Euro. Die Besucherauslastung ist in München übrigens deutlich besser als in Berlin: 92 Prozent. In der Berliner Staatsoper sind es nur 80, in der Komischen Oper 65 Prozent.

Mit der bisherigen Diskussion über eine Opernreform in Berlin ist der Finanzsenator nicht einverstanden. Die Idee des Kultursenators Thomas Flierl (PDS), die drei Opern unter das Dach einer gemeinsamen Stiftung zu bringen und Verwaltung, Werkstätten und Marketing in eine Servicegesellschaft auszugliedern, findet bei ihm wenig Anklang. Denn dies spart höchstens 10 Millionen Euro jährlich. Sarrazin warnt senatsintern auch davor, bei den Opern auf die Hilfe des Bundes zu setzen. Sollte die Bundesregierung tatsächlich höhere Finanzmittel für die Kultur zur Verfügung stellen, könnte das Geld in Berlin dann an anderer Stelle fehlen, befürchtet der Senator.

Rückendeckung bekommt Sarrazin aus der SPD-Abgeordnetenhausfraktion. „Wir warten auf Flierls Opernkonzept“, sagte Fraktionssprecher Peter Stadtmüller gestern. Der Kultursenator müsse sehen, wie er seinen Sparbeitrag erbringe, der zu Beginn der Wahlperiode etwa 30 Millionen Euro betragen habe. „Diese Summe bleibt der Orientierungspunkt.“ Die Sozialdemokraten erkennen allerdings an, dass die Gespräche Flierls mit dem Bund über eine Finanzhilfe für die Hauptstadt-Kultur nicht einfach sind. Auch die SPD-Fraktionsspitze kann bisher nicht so recht erkennen, was die Bundesregierung überhaupt will. Die PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus hält sich noch bedeckt. „Wir haben noch keine fest gefügte Position“, sagte Sprecherin Kati Seefeld.

Ein Wunsch des Finanzsenators wird aber wohl nicht in Erfüllung gehen: Der Senat wird kein Opernhaus schließen. Diesen Weg, heißt es koalitionsintern, gehe auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nicht mit. Trotzdem warnte Sarrazin gestern in einem Brief an die SPD-Fraktion, der dem Tagesspiegel vorliegt: „Viele politisch bedingte Schonräume kann man sich nicht leisten, wenn das Einsparziel der mehrjährigen Finanzplanung nicht in Frage gestellt werden soll.“ Um die Chancen einer Verfassungsklage in Karlsruhe zu wahren (um Sanierungshilfen des Bundes zu erzwingen), müsse Berlin seinen konsequenten Sanierungskurs fortsetzen. Wer darauf verzichte, nehme für 2010 einen Schuldenstand von 95 Milliarden Euro in Kauf. „Dies kann wohl als Kursbestimmung einer verantwortlichen Politik nur vollständig ausscheiden.“

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