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Magrit Knapp (73) gibt den Anwohnern den Anstoß sich zu engagieren.

© Georg Moritz

Saubere Sache in Friedenau: Einfach mal anpacken

Das Netzwerk Friedenau kümmert sich um den Friedrich-Wilhelm- und den Breslauer Platz. Unterstützt werden die Anwohner von Geocachern und freiwilligen Helfern

Der Breslauer Platz direkt vor dem Rathaus Friedenau ist ein „maroder Platz“, sagt Magrit Knapp. Viel Beton auf der freien Fläche, wo samstags die Marktstände stehen. Nach dem Markt weht der übrig gebliebene Müll hinüber bis vor das Rathaus. Vor dem historischen Kiosk drängt sich eine weiß-orange Bauabsperrung breit in den Blick. An ihr stützen sich ältere Frauen ab, die den Platz überqueren wollen, um kurz zu rasten. Bäume und Sträucher sind auf den Rand des Platzes beschränkt – die Bürgerlinde und die Rosen auf die Verkehrsinseln an der angrenzenden, stark befahrenen Rheinstraße. „Bitte lassen Sie das!“, ruft Magrit Knapp zwei jungen Mädchen zu, die sich gerade hingekniet haben und an der frischen Fugenmasse zwischen den Pflastersteinen zu schaffen machen. Die Mädchen haben darin ein Geldstück entdeckt. Die Fugenmaße zwischen den Pflastersteinen, dafür ist natürlich das Bezirksamt zuständig, sagt Knapp. Aber die 73-Jährige fühlt sich trotzdem auch mitverantwortlich.

Denn gleich mit mehreren Initiativen versucht Magrit Knapp den Breslauer Platz zu verschönern: Mit dem Netzwerk Friedenau organisiert sie zwei Mal pro Jahr – jeweils im Frühling und im Herbst – eine Aufräumaktion. An diesem Samstag wird sie mit Nachbarn, Kirchenaktivisten und Geocachern, die sonst mit ihren Smartphones und in Berlin Schatzsuche spielen, zusammenkommen, um auf Mülljagd zu gehen. Auch 30 bis 40 Personen aus Brandenburg sind wieder dabei. Am Friedrich-Wilhelm-Platz wird dann die BSR auch wieder Besen und Greifzangen bereitstellen.

„Viele wollen sich engagieren, aber sie brauchen einen kleinen Anstoß“, sagt Knapp. Das beobachtet sie auch, wenn sie sich um die Grüninseln auf der Rheinstraße kümmert, für die sie mit dem Bezirk Tempelhof-Schönberg einen Pflegevertrag eingegangen ist. Während sie Pflanzen gießt und zurechtstutzt, wird sie oft angesprochen. Manche wollen ihr spontan einen Fünf-Euro-Schein spenden. Knapp hätte am liebsten, dass sie sich selbst aktiv engagieren. Wer sich einmal bei einer gemeinsamen Aktion um einen Platz gekümmert hat, so Knapp, achte auch im Alltag mehr darauf. Dann befördere man zum Beispiel auch auf dem Weg zur Post mal eine Verpackung vom Boden in den Mülleimer.

Auch die Schüler helfen mit

Seit 2011 ist Knapp stellvertretende Koordinatorin von Wir Berlin, die die Aktionstage mitveranstalten, und hat so auch im Blick, was auf anderen Friedenauer Plätzen und in anderen Berliner Bezirken getan wird. Jetzt kurz vor den Aktionstagen beantwortet sie letzte Fragen, wer sich wo engagieren kann. Von Aktionsanbietern gebe es allerdings immer weniger Fragen. Mittlerweile habe sich ein Stamm von festen Partnern aufgebaut, die schon Erfahrung haben, sagt Knapp stolz.

Über die Alltagsaktivitäten benachbarter Schulen freut sich die Pädagogin im Ruhestand und passionierte Gewerkschafterin besonders: Die Schüler der Stechlinsee-Grundschule pflegen zwei Bäume, die Fläming-Grundschüler haben in Absprache mit den Eltern vereinbart, dass Zuspätkommende am nächsten Tag vor dem Unterricht vor der Schule sauber machen.

Mit Schulen kooperiert Knapp auch jährlich für die Winteraktion, wenn sie Spenden für einen Weihnachtsbaum auf dem Breslauer Platz sammelt. Die Schüler schreiben dann im Ethikunterricht Kärtchen mit ihren Wünschen für Friedenau und die Welt. Auch für dieses Jahr ist der Baum schon bestellt. Die 2500 Euro muss Knapp aber erst eintreiben.

Die nächsten Wünsche für den Breslauer Platz sind dafür ziemlich konkret: dort, wo jetzt die Bauabsperrung steht, will Knapp große Blumentöpfe aufstellen. Marktbetreiber sollen gemeinsam mit Freiwilligen die Pflanzen versorgen. Eine Hundetoilette steht ganz oben auf der Wunsch-Liste und das Licht der Laternen auf dem Breslauer Platz könnte viel angenehmer sein. Und dann: einen Brunnen, der an Auguste Hähnel, die Namensstifterin von Friedenau erinnert, die hier in der Ecke einst Frieden und Aue entdeckte und im Namen zusammenführte.

Friedenau räumt auf, Samstag, 13.9., Zeit: 10–13 Uhr, Treffpunkt Friedrich-Wilhelm-Platz und Breslauer Platz, Ansprechpartner: magrit.knapp@friedenau-netzwerk.de

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