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Gemeinsame Sache in Reinickendorf 2012: Macht die Straße frei

Noch immer zeugen umgestürzte Bäume von dem Sturm, der Ende Juni die Brunowstraße verwüstet hat. Die AG Kunst und Kultur in Tegel will diese Wunden heilen – die Tagesspiegel-Aktion ist erst der Anfang.

Die AG Kunst und Kultur in Tegel trifft sich am 15. September um 11 Uhr vor der Herz-Jesu-Kirche am Brunowplatz zum Arbeitseinsatz. Helfer sind willkommen. Sie wollen mitmachen, aber an anderer Stelle aktiv werden? Hier können Sie Ihre eigene "Saubere Sache"-Aktion anmelden und mit dem Tagesspiegel in Kontakt treten.

Die aus dem Boden gerissenen Wurzelballen der Straßenbäume zeugen noch immer von dem verheerenden Sturm, der Ende Juni durch Tegel fegte. Michael Grimm saß vor dem Fernseher und wunderte sich erst, als sich seine Katze plötzlich unter dem Schrank verkroch. Grimm ist Leiter der „Arbeitsgemeinschaft Kunst und Kultur in Tegel“ (Arge). Die Mitglieder wollen sich nun im Rahmen der Tagesspiegel-Aktion „Saubere Sache“ dem vom Sturm am schlimmsten betroffenen Gebiet widmen: der Brunowstraße.

Die Arge geht auf die Tradition des einstigen Vereins Tegeler Kaufleute zurück. Sie hat keine ständigen Mitglieder sondern ist ein Netzwerk, das immer dann funktioniert wenn es gilt, etwas für den Ortsteil zu tun. „Menschen zusammenzubringen und zu motivieren ist unser wichtigstes Anliegen“, sagt Grimm. Solche Initiativen seien immens wichtig, denn leider werde bürgerschaftliches Engagement in Berlin immer mehr durch ausufernde Bürokratie erschwert, fügt er hinzu.

So sieht es noch immer an vielen Stellen aus: Die Situation nach dem Unwetter.
So sieht es noch immer an vielen Stellen aus: Die Situation nach dem Unwetter.

© Grimm

Der Verbund hat schon einiges bewegt im Tegeler Kiez. So ist es gelungen, wieder ein größeres Publikum für die Kulturveranstaltungen in der Humboldt-Bibliothek zu gewinnen und mit dem Programm auch jüngere Menschen anzusprechen. Am 25. Oktober beispielsweise gastiert in Tegel bereits zum zweiten Mal das Improvisationstheater „Die Gorillas“. Auch die katholische Herz-Jesu-Kirche am Brunowplatz hat man als Veranstaltungsort entdeckt. Am 4. November werden der Chor der St.-Hedwigs-Kathedrale und die Musiker der Capella Vitalis mit ihren historischen Instrumenten Mozarts Requiem aufführen.

Schon zum vierten Mal organisiert „Kunst und Kultur in Tegel“ am 12. August von 11 bis 17 Uhr das Sechserbrücken-Fest an der Greenwichpromenade. Traditionsgemäß keine kommerzielle Veranstaltung, sondern ein Dorado für Vereine, Kulturgruppen und karitative Organisationen des Bezirks. Mit 70 Teilnehmern gibt es in diesem Jahr einen neuen Beteiligungsrekord. Wassersportler laden zu Schnupperfahrten ein, die Polizei ist mit ihrer Kinder-Verkehrsschule vertreten und neben den Akteuren auf drei Bühnen bestreiten 40 Leierkastenspieler einen Teil des musikalischen Rahmenprogramms. Erwartet wird auch die historische Staatsjacht „Sehnsucht“ vom Kurbrandenburgischen Marineverein mit dem „Kurfürstenpaar“ aus Oranienburg. Und auch der Auftritt von Stargast Frank Zander hat einen sozialen Hintergrund: Er tritt zugunsten seiner Initiative für Obdachlose auf.

Fotostrecke: Das Unwetter in Tegel und seine Auswirkungen

Das Sechserbrücken-Fest, zu dem wieder 10 000 Besucher erwartet werden, ist Teil des von der Arbeitsgemeinschaft organisierten Tegeler Musiksommers. Dazu gehören unter anderem die Lunchkonzerte immer mittags im Tegel-Center, die Promenadenkonzerte an der Greenwichpromenade und die Sommerkonzerte in der Evangelischen Kirche Alt-Tegel.

"Wer seinen Kiez kennt, geht anders damit um."

Die einst baumbestandene Gegend ist praktisch entlaubt.
Die einst baumbestandene Gegend ist praktisch entlaubt.

© Grimm

Ein zweites Anliegen der Arbeitsgemeinschaft ist die Pflege der Tegeler Geschichte. Grimm selbst hat im Keller seines 110 Jahre alten Juweliergeschäftes, das er in fünfter Generation betreibt, das größte heimatkundliche Archiv über den Ortsteil. Mehrere Netzwerkpartner schreiben Bücher oder sichten altes Filmmaterial für die Produktion von DVDs aus der Tegeler Historie.

Gerade auch jungen Familien, die wegen der noch bezahlbaren Wohnungen und des hohen Freizeitwertes in Tegel immer häufiger in diesen Teil Reinickendorfs ziehen, will man die Geschichte ihrer neuen Heimat nahebringen. „Wer seinen Kiez kennt, geht anders damit um“, lautet Michael Grimms Überzeugung. Die Initiative gibt sogar eine monatliche Ortsteilzeitung heraus.

Für den Tagesspiegel-Aktionstag 15. September hat die Arbeitsgemeinschaft bereits wieder ein Netzwerk gebildet. Sie hat die Herz-Jesu-Gemeinde, den Grundbesitzerverein und das Kulturzentrum Tegel-Süd mit ins Boot geholt, und auch das Gartenbauamt hat seine Unterstützung zugesagt.

Ein Plan mit Langzeit-Wirkung: Die „Saubere Sache“ soll lediglich den Auftakt bilden für eine Aktion, mit der bis weit ins kommende Jahr hinein die vom Sturm gebeutelte Brunowstraße verschönert werden soll. Hier geht es um weit mehr als die Beseitigung der Orkanschäden. Neupflanzungen als Ersatz für die entwurzelten Bäume sind ebenso vorgesehen wie die gärtnerische Gestaltung der Baumscheiben. An den verbliebenen Bäumen sollen Schilder mit Sprüchen zum Tag befestigt werden. „Kleine Botschaften, die den Menschen Denkanstöße geben“, sagt Grimm. Und mit Hilfe von Künstlern will man die Schaufenster leer stehender Geschäfte in kleine, temporäre Galerien verwandeln. Die Organisation steht, die Hilfsaktion Brunowstraße kann starten.

Die AG Kunst und Kultur in Tegel trifft sich am 15. September um 11 Uhr vor der Herz-Jesu-Kirche am Brunowplatz zum Arbeitseinsatz. Helfer sind willkommen. Um 16 Uhr beginnt ein Konzert „Mozart trifft Generationen“ in der Kirche. (info@tegel-aktiv.de)

Sie wollen mitmachen, aber an anderer Stelle aktiv werden? Hier können Sie Ihre eigene "Saubere Sache"-Aktion anmelden und mit dem Tagesspiegel in Kontakt treten.

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