zum Hauptinhalt
Rund dreißig Anwohner bringen den ganzen Tag über die Uferpromenade Groß Glienicker See wieder in Schuss.

© Stefan Kuhfs

Update

Gemeinsame Sache in Spandau 2013: Astreine Ufer und mobile Aschenbecher

Spandau säubert das Ufer des Groß Glienicker Sees - und das Bezirksamt will etwas gegen die Kippen auf der Straße tun. Lesen Sie nach, wie vielfältig sich der Bezirk an unserer Aktion "Saubere Sache" beteiligt hat.

UFERPROMENDADE GROSS GLIENICKER SEE, SPANDAU
An einem großen Badesee wie dem Groß Glienicker See in Spandau zu wohnen, ist nicht immer einfach: Zwar kann man morgens schön Schwimmen gehen und es ist meistens viel los wegen der Badegäste und Fahrradtouristen. Doch die bringen auch ihren Müll mit. Und der bleibt oft am Straßenrand und auf den Fußwegen zum See liegen. „So sind die Menschen nun mal, Müll gehört irgendwie dazu“, sagt Christine Zwenke und schmunzelt. Sie wohnt am See, an der Uferpromenade.

Mit einem Laubrechen fegt sie den Grünstreifen entlang der Straße frei. Ihr Nachbar hat dort gerade das Unkraut zurückgeschnitten. Rund dreißig Anwohner bringen den ganzen Tag über die Promenade wieder in Schuss. Immerhin ist diese einige hundert Meter lang. Unten am See sind derweil Sporttaucher aktiv. Sie holen jede Menge Unrat vom Grund.

Mehr aus Spandau: Obst und Gemüse für den Kiez

Senioren und Kinder, alle packen mit an: Auch die örtliche Kita macht mit.
Senioren und Kinder, alle packen mit an: Auch die örtliche Kita macht mit.

© Stefan Kuhfs

MITTELSTRASSE SPANDAU
Gut versteckt hinter einer Häuserzeile an der Mittelstraße liegt eine Grünfläche. Früher war hier mal ein Spielplatz. Als der abgebaut wurde, kam Maria Barth auf die Idee, hier einen Garten anzulegen, einen offenen, in dem jeder mit anpacken kann. Im vergangenen Jahr, als es los ging, war es noch schwierig: Immer wieder wurden Beete zertrampelt. „Inzwischen“, sagt sie, „trägt unser Eifer hier Früchte.“ Thomaten und Zuchini wachsen, Pfefferminze, Johannisbeeren und Hollunder.

Eine alte Frau aus der Nachbarschaft legt am Zaun einen Komposthaufen an. Ein Vater aus der Nachbarschaft pflanzt Obstbäume. Kita-Gruppen aus der Umgebung kommen jede Woche hierher. Auch heute wieder. Maria Barth schneidet Möhren und Radieschen auf. In die Mitte der Scheiben schneidet sie Löcher und fädelt das Gemüse auf Fäden auf. Die Gemüseketten verteilt sie dann an die Kinder.

Mehr aus Spandau: Kippen in die Hosentasche

Das Ordnungsamt verteilt am Rathaus Spandau mobile Aschenbecher.
Das Ordnungsamt verteilt am Rathaus Spandau mobile Aschenbecher.

© Stefan Kuhfs

ALTSTÄDTER RING SPANDAU
Ein Mann, Anfang 30, sitzt auf einer Bank vor dem Spandauer Rathaus in der Sonne. Er zieht an einer Zigarette und ascht auf den Boden. Anja Gehring geht auf ihn zu. Die Rathausmitarbeiterin grüßt freundlich. Dann fragt sie ihn, wohin er denn die Zigarette entsorgen wolle. Verdutzt schaut er sie an, dann schaut er auf den Boden vor ihm, wo schon viele Kippenstummel liegen. Gehring zieht einen metallenen Aschenbecher aus ihrer linken Jackentasche: „Der ist ganz praktisch, extra für unterwegs. Man kann reinaschen und ihn dann wieder schließen.“

Einige dieser Geräte hat sie heute verteilt. Auch mobile Ascher aus Pappe, die gibt’s umsonst. An ihrem Stand will sie aufklären über Sauberkeit im Bezirk. Und Zigarettenstummel seien da leider eines der größten Probleme, gleich nach den Hundehaufen.

Noch mehr Zigaretten: Die Grundschule im Beerwinkel räumt auf

Auch diese Kinder der Grundschule im Specktefeld helfen mit.
Auch diese Kinder der Grundschule im Specktefeld helfen mit.

© Stefan Kuhfs

IM SPEKTEFELD SPANDAU
Der Parkplatz vor der Grundschule im Beerwinkel ist inzwischen fast sauber. Lea kommt mit einem leeren Papierbecher aus den Büschen zurück: „Den hat jemand hier liegen lassen“, sagt sie, schüttelt den Kopf und steckt ihn in einen blauen Sack, den Tom, ihr Mitschüler, für sie aufhält. Zwei Klassen sind an diesem Vormittag im Einsatz, insgesamt fast fünfzig Schüler. Sie lesen Plastik auf, alte Zeitungen und Zigarettenstummel. „Die sind schädlich für die Umwelt“, sagt Paul zu seinen Mitschülern. Sechs Müllsäcke machen sie bis zum Nachmittag voll.

Auch am Kiesteich, der nur ein paar hundert Meter von der Schule entfernt liegt, ist eine Gruppe von Schülern unterwegs. „Da liegt auch immer ganz viel Müll rum“, sagt Lilly. „Dort habe ich sogar mal ein paar alte Schuhe und einen BH rumliegen sehen.“ Ihre Mitschüler grinsen. „Eigentlich war ja unser Gedanke, noch mehr raus zu gehen und auf Spielplätzen aufzuräumen. Aber wir dachten, dass es eigentlich auch nicht schlecht wäre, wenn wir erst mal vor unserer eigenen Haustür richtig kehren“, sagt Sven Olsok-Becker und lacht. Er ist der Schulleiter der Grundschule. Auch einige Nachbarn packen mit an. Sie haben am Morgen schon den Weg vor der Grundschule sauber gemacht.

Neuer Anstrich für die Bücherboxx

Konrad Kutt, der Erfinder der Bücherboxx.
Konrad Kutt, der Erfinder der Bücherboxx.

© Thilo Rückeis

S-BAHNHOF GRUNEWALD
55 000 Berliner Juden wurden vom S-Bahnhof Grunewald in Konzentrationslager deportiert. Heute steht an dem Ort eine bunte Telefonzelle, die „Bücherboxx“. Darin: lauter Bücher über das „Dritte Reich“, Rassismus und jüdisches Leben. Das Prinzip der Box ist einfach: Ein zum Thema passendes Buch bringen, ein anderes mitnehmen.

Konrad Kutt ist der Erfinder der Bücherboxx. Er war mit dem Zustand des Standortes unzufrieden: der Boden uneben, Steine guckten heraus, Leute ließen ihren Müll herumliegen. Schüler gaben dem Telefonzellendach deswegen einen neuen Anstrich. Das Grünflächenamt stellt die Pflasterung, die Stadtreinigung zwei historische Papierkörbe. „Wir erhoffen uns einen größeren Zusammenhalt im Kiez“, sagt Kutt.

Stefan Kuhfs

Zur Startseite