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Berlin: Scharfer Streit um die Currywurst

Die Imbissbude darf zurück ans Brandenburger Tor, entschied Senator Strieder – aber jetzt gehen die Anwohner auf die Barrikaden

Die Wurstbude am Brandenburger Tor – eine unendliche Geschichte aus der Hauptstadt der Currywurst. Fünf Jahre lang stand sie auf dem Pariser Platz, gleich vorm Tor – dort fand man, sie störe den repräsentativen Gehalt des Berliner Wahrzeichens, im November musste sie verschwinden. Dann schaltete sich der Bausenator höchstpersönlich in die delikate Angelegenheit ein und erteilte kraft seines Amtes eine neue Wurstverkaufslizenz, wenn auch für die andere Seite des Tores, neben dem Liebermann-Haus. Nun scheint auch diese Lösung keine zu sein.

Die privaten Eigentümer des Hauses Ebertstraße 24 wehren sich gegen die Braterei vor ihrem Gebäude: „Wir haben unseren Anwalt eingeschaltet und hoffen auf eine einstweilige Verfügung“, sagt einer von ihnen. Die Eigentümer sind über Peter Strieder, den Senator ebenso empört wie der Bezirk. Dessen Baustadträtin Dorothee Dubrau sieht in Strieders Erlaubnis einen illegalen Alleingang.

Die Besitzer des 1998 eröffneten Gebäudes neben dem Liebermann-Haus fürchten, leere Büros nicht mehr vermieten zu können, wenn der Westwind die Wurst- und Pommesdünste heranwehe. Sie hätten großen Aufwand betrieben, das Haus elegant herzurichten und Forderungen der Denkmalschützer zu erfüllen. Eine Wurstbude auf dem Gehweg sei da „einfach absurd“.

Sauer ist auch der Chef des Imbiss- und Souvenirladens in dem Haus. Denn Bernhard Glashagen verkauft selbst warme Würste, Baguettes, Eis und Getränke. Ein Konkurrent vor seiner Tür sei „absolut geschäftsschädigend“. Im vorigen Sommer musste der Händler 300 Euro Bußgeld zahlen, weil er zum Teil draußen verkaufte. Dort sei „jeglicher Handel verboten“, hieß es damals noch. Als Glashagen jetzt vom geplanten Budenstandort erfuhr, beantragte er dieselbe Stelle. Aber: „Es gab nicht mal eine Antwort.“

Strieders Verwaltung verteidigt ihr Vorgehen damit, dass im „Widerspruchsverfahren“ nicht der Bezirk zuständig sei. Laut Stadträtin Dubrau kann davon allerdings keine Rede sein. Die Budenwirte hätten den jetzt erlaubten Standort gar nicht erst bei ihr beantragt. Wenn es um die Wurst geht, muss wohl gleich der Senator ran.

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