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Ben Becker beim PR-Termin im Affenhaus des Tierparks Friedrichsfelde.

© dpa

Schauspieler im Affenkäfig: Neue Soloshow von Ben Becker

Ben Becker plant eine neue Soloshow im Admiralspalast. Für deren Vermarktung steigt der Schauspieler sogar in den Affenkäfig.

Im Dschungelkostüm tritt Ben Becker vor den Lemurenkäfig im Affenhaus des Tierparks in Friedrichsfelde. Mehr kann er kaum tun, um dem Affen Zucker zu geben. Doch, lamentieren die Fotografen. Sie würden Becker gerne an der Seite eines Gorillas ablichten, das verkaufe sich besser an die Magazine. Beckers PR-Adjutantin verhandelt schon am Telefon mit der Tierpark-Leitung..

„Affe“ ist der Titel der neuen Becker-Soloshow, die der Berliner Schauspieler und Sänger gerade vorbereitet. Mit ihr möchte er an den Erfolg seines Bühnenmonologs „Ich, Judas“ anknüpfen – nach vier Jahren hat er in Wismar gerade seine 107. Aufführung absolviert.

Die großen Fragen von Menschsein, Glauben und Moral, die er als Judas hin und her wälzt, sollen auch die neue Inszenierung tragen. Der Monolog basiert auf Kafkas Erzählung „Bericht für eine Akademie“, in der der Affe Rotpeter von den Qualen der Menschwerdung berichtet, die ihm durch seine Gefangennahme quasi aufgezwungen wurde.

„Ich bin noch immer Kommunist"

Bildung und Anpassung erscheinen als einziger Ausweg zur Freiheit, gehen aber mit einer zerstörerischen Selbstaufgabe einher. Becker verbindet Kafkas Text mit einem Fragment von Friedrich Engels: „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“. Passt gut zusammen. Becker wiederholt dazu auch gerne sein Bekenntnis: „Ich bin immer noch Kommunist.“

Der Pressetermin im Affenhaus oszilliert zwischen ortsbezogenen Kalauern und einem heiligen Ernst, mit dem Becker seine künstlerische Mission beschreibt. „Der rote Faden ist eine große Infragestellung: Wie leben wir zusammen?“ Wegen der Klimadiskussion habe das Projekt, das er schon seit zehn Jahren in seinem Kopf bewege, eine sehr aktuelle Komponente bekommen, „wie heißt die Kleine nochmal?“ Ach ja, Greta Thunberg, den Namen kann sich Becker nicht merken, möchte sich auch nicht an diese „Modebewegung“ andocken.

Die Frage, warum der Mensch alles tut, um auf den Mars zu kommen, aber nebenbei die Erde zerstört, müsse er aber schon mal stellen, oder die Frage, warum Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, als Künstler, ganz naiv, wie der „Hofnarr bei Shakespere“. Und nicht so wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei Anne Will, wenn der erklärt, in welchen Zwängen Deutschland agieren müsse. Altmaier hat er ohnehin auf dem Kieker, der könne sich ja nicht mal seine Krawatte binden.

Erstmal nur drei Vorstellungen

Becker trägt sein Hemd ohne Krawatte, dafür einen echten Stetson-Hut auf dem blonden Schopf, „der hat 150 Tacken gekostet“, pflaumt er einen Fotografen an, der ihn bittet, „die Mütze“ doch mal abzusetzen, wegen der Verschattung. Becker gibt gerne den verprollten Emporkömmling, sagt „Schnauze“, wenn er um Ruhe bittet, und klebt sein Kaugummi unter den Stehtisch.

„Glaubst du, dass es den Affen hier gut geht“, fragt einer. „Ja, die kennen ja nichts anderes“, pariert Becker knapp. Auf eine bloße Tierbefreiungsnummer will er sein Projekt nicht reduzieren lassen. Er rät stattdessen, sich Dürers Hasen näher anzusehen, über dieses Bild habe er lange nachgedacht. Was dabei herausgekommen ist, verrät er nicht. Man darf vermuten, dass der Hase als eigene göttliche Schöpfung anzusehen ist, dem der Mensch nicht einfach den Garaus machen darf. Dito der Affe, dem sich Becker auf dem Plakat zum „Affen“ optisch annähert, mit vergrößerten Ohren.

Drei Vorstellungen im Admiralspalast hat Beckers Team klargemacht, mehr erstmal nicht. Das soll ein Testlauf sein, ob sich das Publikum auf das Stück einlässt wie beim Judas, getragen von der Stimmgewalt Beckers, die er im Affenhaus nur kurz aufblitzen lässt. Der Sog wuchtig vorgetragener Kernsätze ist entscheidend. Greta Thunberg ist insofern auch ein Vorbild, allerdings hält Becker sie für weitgehend fremdgesteuert.

„Damit bezahle ich das Pferd meiner Tochter“

Auf den Tatort angesprochen, den er mit Ulrike Folkerts gedreht hat, winkt Becker ab. „Damit bezahle ich das Pferd meiner Tochter.“ Ein oder zwei Mal im Jahr rufe ein Regisseur an, „und dann mache ich das“, aber mit Judas oder dem „Affen“ sei das nicht vergleichbar. Hier hat allein Becker den Hut auf, kann den „Zirkusdirektor“ geben, dramaturgisch unterstützt von John von Düffel und Marike Moiteaux. Shows mit dressierten Tieren findet Becker übrigens auch ganz in Ordnung.

Ben Beckers „Affe“ läuft vom 18. bis 20. Februar 2020 im Admiralspalast. Tickets unter www.benbecker.de

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