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Er war ein Berliner. Horst Buchholz als Fan-Puppe in der Hand seiner Witwe Myriam Buchholz-Bru (daneben Sohn Christopher) sowie auf dem Foto im Hintergrund mit "Eins, zwei,drei"-Regisseur Billy Wilder.

© Mike Wolff

Schauspieler in Berlin: Zwei Ehrungen für Horst Buchholz

Das Filmmuseum hat den Nachlass des Schauspielers Horst Buchholz übernommen. Heute, an seinem 81. Geburtstag, wird er mit einer Gedenktafel in Prenzlauer Berg geehrt.

Der kleine Kerl ist nicht zu verkennen. Mensch, dit is doch Hotte! Kariertes Sakko, jugendlich-hübsches Gesicht, perfekte Frisur, nur die Mimik etwas starr. Na gut, ist ja auch nur eine Puppe. Genauer, die Hälfte eines Puppenpaars: Horst Buchholz und Romy Schneider in „Monpti“ von 1957, das Traumpaar des deutschen Films jener Tage, dessen Hochzeitsglocken die Boulevardpresse schon läuten hörte, was sie dann aber doch nicht taten. Und nicht mal als Puppen, wie sie damals den Fans zum Kauf angeboten wurden, blieben sie zusammen, jedenfalls soweit es Buchholz betrifft: Von der Mini-Romy fand sich im Nachlass des 2003 gestorbenen Schauspielers keine Spur, nur sein eigenes Ebenbild hat die Zeiten überdauert.

Zum Glück, denn was eignete sich besser für die symbolische Übergabe eines Nachlasses als die Figur seines ehemaligen Besitzers? Und so wechselte denn am Mittwochnachmittag im Haus der Deutschen Kinemathek in der Potsdamer Straße der kleine Horst aus der Hand der Witwe Myriam Buchholz-Bru in die Rainer Rothers, des Künstlerischen Direktors der Stiftung. Auch Buchholz’ Sohn Christopher war gekommen.

Die Wechsel des Nachlasses ins Museum war ein fließender, über Jahre sich hinziehender Prozess, der jetzt seinen Abschluss fand. Schon im Vorjahr konnte Werner Sudendorf, Leiter der Sammlungen der Kinemathek, aus dem in Berlin deponierten Material für seine Buchholz-Biografie („Verführer und Rebell. Horst Buchholz“, Aufbau-Verlag, Berlin) schöpfen, weiteres ist seither dazugekommen, das nun in den Museumsbestand überging, finanziert vom Förderkreis des Hauses und der Lottostiftung, die rund 40 000 Euro bereitstellte. Es sind Briefe und Verträge, Tonbandaufnahmen mit Interviews, Fanpost, Drehbücher und jede Menge privater Fotos und Aufnahmen von Filmsets. Auch die beiden Bambis sind dabei, nicht aber der graue Pelzmantel, mit dem man Buchholz in den letzten Lebensjahren, etwa bei Premieren, immer wieder sah und der seinem Sarg auf dem Friedhof Heerstraße beigegeben worden war.

81 Jahre wäre Horst Buchholz an diesem Donnerstag geworden, auch ohne runden Geburtstag ein Anlass zu Ehrung, und so wird um 14 Uhr in der Sodtkestraße 11 in Prenzlauer Berg eine „Berliner Gedenktafel“ enthüllt, mit Wim Wenders als Laudator. Buchholz hatte von 1938 bis 1951 dort im Parterre gewohnt, in einer mit Gewerkschaftsmitteln in den späten Zwanziger errichteten Großsiedlung. Damals hieß die Straße noch Kemmelweg, im Stil der Zeit nach einem Schauplatz des Ersten Weltkriegs benannt, heute ist ein von den Nazis ermordeter Widerstandskämpfer Namensgeber.

Eine proletarische Umgebung also, in der der junge Horst aufwuchs, und man konnte auf der Straße noch problemlos Fußball spielen, weiß Biograf Sudendorf. Der beim Erzählen über Buchholz nebenbei gleich eine Handvoll weiterer Orte erwähnt, an denen man solch eine Tafel aufhängen könnte. Etwa das Krankenhaus Neukölln (heute Vivantes Klinikum Neukölln) in der Rudower Straße, wo Buchholz am 4. Dezember 1933 unehelich geboren wurde – damals noch ein Drama. Sein leiblicher Vater, ein Berliner Student, wurde später noch einmal Vater, der Sohn lebt in Berlin und hatte sich erst nach Buchholz’ Tod an dessen Sohn gewandt. Obwohl in derselben Stadt lebend, hatten sich die Halbbrüder nie getroffen.

Auch das Kino „Colosseum“ in der Schönhauser Allee, 1947 Spielstätte des „Metropol“, wäre ein möglicher Ort für solch eine Tafel. Dort hatte Horst seinen ersten Bühnenauftritt als Komparse in „Emil und die Detektive“. Oder das ehemalige Stadtbad Wedding in der Gerichtstraße, wo 1956 die Eröffnungsszene zu „Die Halbstarken“ entstand. Von all den Orten aus Billy Wilders „Eins, zwei, drei“ von 1961 ganz zu schweigen.

Diese Rollen haben das Bild, das sich die Zuschauer von Buchholz machten, geprägt, einer Figur, die für Sudendorf typisch ist für die deutschen Schauspieler der fünfziger und sechziger Jahre: Noch ganz der alten Schule verhaftet, der Fassbinder & Co. fremd und suspekt blieb. Im Falle von Buchholz verbunden mit einer „merkwürdigen Diskrepanz“ zwischen rebellischem, ewig jugendlichen Image und konservativer Haltung. Emanzipierte Frauen? Da war auch Buchholz dafür. Aber dann, erzählt Sudendorf, sei Buchholz gefragt worden, was er von einer Bundeskanzlerin halten würde. Hottes Reaktion: ganz furchtbar.

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