zum Hauptinhalt
Am Brandenburger Tor: Thilo-Harry Wollenschlaeger.

© Doris Spiekermann-Klaas

Schausteller Thilo-Harry Wollenschlaeger im Interview: "Keine halben Sachen"

Thilo-Harry Wollenschlaeger will mit einem Direktmandat in Spandau ins Abgeordnetenhaus. Im Interview spricht er über Volksfeste, Flüchtlinge und seinen Kampf ums CDU-Mandat.

Von Sabine Beikler

Herr Wollenschlaeger, Sie sind Schausteller der fünften Generation und wollen mit einem Direktmandat in Spandau ins Abgeordnetenhaus. Möchten Sie sich im Parlament für die Belange der Schausteller einsetzen?
Ich bin Unternehmer eines Betriebs mit im Schnitt 15 festen Mitarbeitern. Und ich habe durch meinen Beruf sehr viel Kontakt mit Menschen auch über den Spandauer Tellerrand hinaus. Ich kenne die wirtschaftlichen Sorgen von Unternehmern sehr genau, welche Probleme sie zum Beispiel haben, gute Arbeitskräfte zu finden.

Und natürlich engagiere ich mich für soziale Projekte. Ich kann mir gut vorstellen, mich im arbeitsmarktpolitischen oder wirtschaftlichen Bereich zu engagieren. Ich habe mich über die Nominierung sehr gefreut. Und ich mag keine halben Sachen. Deshalb habe ich gesagt: Ich will um das Direktmandat in Spandau kämpfen und gehe nicht auf einen Listenplatz. Entweder – oder.

Sie haben eine Petition zur Erhaltung des „DAV“, also des Deutsch-Amerikanischen Volksfests, gestartet und wollen damit auf den stillgelegten Flughafen Tempelhof ziehen. Dort will der Senat aber jetzt 5000 Flüchtlinge unterbringen. Ist die Petition weiterhin aktuell?
Wir haben schon über 20 000 Unterschriften gesammelt. Ich hoffe, dass wir erfolgreich sind. Denn nächstes Jahr gibt es keinen Standort mehr für das Volksfest, das mein Vater mit den Amerikanern 1961 erstmals organisiert hatte. Die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Flughafen Tempelhof ist doch überhaupt kein Problem.

Wir würden für das Volksfest gern den hinteren Teil Richtung Autobahnauffahrt nutzen. Da stören wir niemanden. Wir bräuchten rund 40 000 Quadratmeter. Das ist ein verschwindend geringer Prozentsatz bei dem über 300 Hektar großen Gelände. An diesem Standort würden wir niemanden stören. Das sonstige Freizeitangebot könnte dort auch weiterlaufen. Außerdem finde ich, dass man Flüchtlinge gerade bei solchen Events integrieren sollte.

Sie sind gerade in Spandau und bauen den jährlichen Weihnachtsmarkt dort auf.
Ja, er wird am Mittwoch eröffnet mit einem 45 Meter langen Stollen. Der Erlös geht an Flüchtlingsprojekte. Und ich lade ebenfalls Flüchtlingsfamilien zu einem Besuch ein. Sie sollen sehen, was Weihnachtsmärkte für eine Tradition haben. Wie soll man sich sonst vorstellen können, was zum Beispiel kandierte Äpfel sind, wie sie schmecken oder wie ein Glühwein aussieht?

In Spandau findet Berlins größter Weihnachtsmarkt statt. Ist ein Besuch nach den Terroranschlägen und -drohungen gefährlich?
Eine hundertprozentige Sicherheit werden Sie bei solchen Veranstaltungen nicht haben. Wir sollten uns aber nicht einschüchtern lassen.

Soll stärker auf den Weihnachtsmärkten kontrolliert werden? Auf dem Gendarmenmarkt dürfen gar keine Rucksäcke mehr mitgebracht werden. Finden Sie das richtig?
Sagen wir mal so: Auf den Gendarmenmarkt kommt eine ganz andere Klientel zum Weihnachtsmarkt als in Spandau. Viele Touristen und Leute, die für einen Glühwein auch mal mehr Euros zahlen. Und es kostet Eintritt. Dort kann man kontrollieren. Aber in Spandau geht das doch nicht. Wir haben unseren Markt im öffentlich zugänglichen Straßenbild. Wo soll denn da kontrolliert werden? Und ich warne vor Panikmache.

Thilo-Harry Wollenschlaeger (49) ist Berliner und Schausteller aus Tradition. Der Vize-Vorsitzende der Berliner Mittelstandsvereinigung der CDU will mit Direktmandat ins Parlament.

Zur Startseite