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Berlin: Schlaflos vor Angst

Brutale Jugendliche vor Gericht. Ihr Opfer lag Wochen im Koma

Stefan T. stellte sich schützend vor den Rollstuhl, in dem sein Bruder Thomas saß. Die Angreifer waren bewaffnet. Durch Schläge mit einer Stahlrute und drei Messerstiche wurde der 43-Jährige lebensgefährlich verletzt. Er lag wochenlang im Koma. Thomas L., der nach einem Unfall gelähmt ist, blieb unverletzt. Der 15-jährige Pascale B. sagte später bei der Polizei, dass er bei dem nächtlichen Streit am U-Bahnhof Lipschitzallee zugestochen habe. Mit dieser Aussage wollte er offenbar einen seiner zwei mutmaßlichen Komplizen decken, mit denen er sich seit gestern vor einer Jugendstrafkammer des Berliner Landgerichts verantworten muss.

Am Rande der nicht öffentlichen Verhandlung gegen Pascale B., den 17-jährigen Adam R. und den 18-jährigen Sahin D. sagte einer der Verteidiger, der älteste Angeklagte habe überraschend seine Täterschaft zugegeben. Sahin habe am 11. April nach Pöbeleien zunächst gegen den Rollstuhl getreten. Als sich der Bruder des gelähmten Mannes schützend einmischte, habe Pascale mit einem Totschläger zugeschlagen, Sahin ein Messer gezogen. Vor Gericht soll der mehrfach vorbestrafte Sahin erklärt haben, dass er unter Alkoholeinfluss „besonders aggressiv“ sei, den Mann aber nicht töten wollte. Adam soll den Richtern erklärt haben: „Ich war geschockt, weil D. auf einen Behinderten losging.“

Die drei Freunde, die alle nahe dem U-Bahnhof in der Neuköllner Gropiusstadt wohnen, wurden kurz nach der Tat festgenommen. Alle drei waren der Polizei gut bekannt. Adam und Sahin standen unter Bewährung. Deshalb soll Pascale zunächst ein falsches Geständnis abgelegt haben. Stefan T. beginnt eine Traumatherapie, um die Angst, die nach dem sinnlosen und brutalen Überfall geblieben ist und ihm den Schlaf raubt, zu überwinden. Am Donnerstag sollen die Brüder im Prozess um versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung als Zeugen befragt werden.

Kerstin Gehrke

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