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Berlin: Schläger auf Reisen

Immer wieder Ärger mit den Berliner Hooligans 30 von ihnen waren beim Länderspiel in Italien dabei

Im „Stadio Artemio Franchi“, dem Fußballstadion in Florenz, stand der Klassiker an: Italien gegen Deutschland. Doch zu sehen waren auch Leuchtraketen, brennende Fackeln und prügelnde Fans. Nach Informationen des Tagesspiegels gehörten zu den 160 Problemfans, die nach Italien gereist sind, auch 30 Hooligans aus Berlin. Das bestätigten am Tag danach hohe deutsche Sicherheitskreise.

Knapp 100 Tage vor Beginn der Fußball-WM wurden die Behörden damit erneut auf die Gefahr durch die organisierte Hooliganszene aufmerksam gemacht. Gut 1100 Männer sind derzeit in den Akten der Berliner Polizei registriert, etwa 280 werden besonders intensiv beobachtet. Erst im November war es in Brandenburg zu einer verabredeten Schlägerei in einem Wald gekommen, als sich 50 Hooligans – von denen viele der Türsteher- und Rockerszene zugeordnet werden – mit einer ähnlichen Zahl polnischer Gewalttäter zu einer Schlägerei verabredet hatten. Spezialeinheiten der Polizei und verdeckte Ermittler hatten das „Kräftemessen vor der WM“, wie es später hieß, jedoch entdeckt.

Zwar werden vor jedem relevanten Fußballspiel die bekannten Schläger in einer so genannten „Gefährderansprache“ gewarnt. Ausreiseverbote können die Behörden jedoch nur unter sehr strengen Voraussetzungen verhängen. Der Vermerk bei den Ermittlern der „Zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze“ reicht dafür nicht aus; es müssen aktuell Erkenntnisse vorliegen, dass die Männer eine Straftat begehen wollen und werden. Wenn Hooligans wie am Mittwoch trotz einer vorherigen Ansprache ausreisen, erscheint auf den Computern der Grenzbeamten der Hinweis „Gewalttäter Sport“.

Im Ausland können deutsche Polizisten dann mangels Zuständigkeit nur Tipps geben – und das auch nur, wenn sie offiziell zur Mitarbeit eingeladen werden. In der Vergangenheit, speziell bei Länderspiele in Osteuropa, war dies nicht immer der Fall, in Italien schon. Eine Delegation – darunter auch Berliner Ermittler – war in Florenz.

Weil die Hooligan-Szene immer enger vernetzt ist, aber auch mit wachsender Vorsicht agiert, kommt auf die Ermittler immer mehr Arbeit zu. In Den Haag sprachen am Donnerstag die europäischen Polizeichefs mit Europol über die Hooligan-Gefahr während der Fußball-WM. Das Bundesinnenministerium hat für Ende des Monats 240 Sicherheitsexperten aus 40 Ländern zur WM-Sicherheitskonferenz nach Berlin geladen. AG

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