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Schlagerspaß. Immer Freitags bilden sich Schlangen vor der Hafenbar. 300 Berliner feiern dann zu Schlagerhits die Nacht durch.

© imago

Schlagerparty "Stimmen in Aspik" feiert Jubiläum: Zukunft der Hafenbar weiter ungewiss

Freitagabend, 21 Uhr: Seit zwei Jahrzehnten steigen in der Hafenbar zu dieser Zeit Schlagerpartys. Schon Ende des Jahres sollte eigentlich Schluss sein. Geht es jetzt doch weiter?

Für Fabian Böckhoff fühlt es sich an wie ein Sterben auf Raten. Ein Monat? Zwei Monate? Oder doch länger? Wie lange er noch Gäste in seiner geliebten Hafenbar begrüßen darf, kann er immer noch nicht sagen. Endzeitstimmung sei angebrochen in der Berliner Schlagerdisco zwischen Fischernetzen, Bullaugen und alten Holzplanken. „Wir nutzen jetzt einfach die Zeit und machen, was wir die vergangenen 20 Jahre auch getan haben: Partys feiern.“ Am Freitag wird es ganz besonders feierlich: Dann wird das Jubiläum der berühmten Schlagerparty „Stimmen in Aspik“ gefeiert.

Resignieren? Nein, das ist definitiv nichts für Fabian Böckhoff. Zusammen mit Stefan Rupp veranstaltet er seit 1996 Schlagerpartys in der Hafenbar. 400 000 Gäste habe er in den vergangenen Jahren lange Nächte beschert. Ende des vergangenen Jahres sollte nun Schluss sein – eigentlich. Zum 31. Dezember sollte der Mietvertrag zwischen Inhaber Klaus Zagermann und dem Eigentümer des Hauses auslaufen. Ein Münchener Investor hatte das Haus an der Chausseestraße gekauft, abreißen lassen und neu bauen wollen. So der Plan.

Doch Fabian Böckhoff und sein Team sind immer noch da. Sind die Baupläne damit vom Tisch? Inhaber Zagermann und Veranstalter Böckhoff verneinen. Der Vertrag wurde nur um weitere drei Monate verlängert. Bis zum 31. März wird die Hafenbar definitiv weiter existieren, sagt Zagermann. Und danach? „Ich kann nicht sagen, wie es dann weitergeht. Solange uns der Investor die Möglichkeit gibt, bleiben wir“, sagt Klaus Zagermann. Und: „Der Investor geht passabel mit uns um.“

"Totgesagte leben manchmal doch länger"

Für Fabian Böckhoff ist die aktuelle Situation mehr als unbefriedigend. Informationen kämen nur langsam vom Investor bis zu ihm durch. „Alles ist in der Schwebe“, sagt er. Er selbst kann das Ende der Hafenbar nicht aufhalten,seine Jubiläumsfeier will er sich aber nicht nehmen lassen. „Totgesagte leben manchmal doch länger“, scherzt er.

Gerne erinnert er sich an die vergangenen Freitagabende, wenn schon um 21 Uhr manchmal Hunderte vor der Disco gestanden hätten. Akademiker, Arbeiter, Szene-Freaks – alle seien sie gekommen. „Nachts um 4 Uhr haben auch Leute zu Schlagern getanzt, die behaupteten, die Musik gar nicht zu mögen“, sagt Böckhoff. Absurde Erfolge habe er mit den Partys gefeiert. Zu einem Stück Identität sei die Hafenbar herangewachsen.

Er weiß, dass ihm am Freitag die Leute „wieder die Bude einrennen“. Denn vielleicht könnte es das letzte Mal sein. „Irgendwie haben wir wohl ganz viel richtig gemacht“, sagt er und erschreckt sich selbst vor so viel Pathos. Auch wenn es ihn jetzt schmerze, „sein Kind“, wie er die Hafenbar nennt, loslassen zu müssen.

Aber muss das Ende der Hafenbar auch das Ende seiner Schlagerdisco sein? Angesichts des auslaufenden Mietvertrags habe er sich schon in den vergangenen Jahren nach Alternativen umgesehen, gegrübelt und dann doch alles wieder verworfen: Er will bleiben, solange es geht. „So wie hier wird es woanders nie wieder sein.“ Man könne die Partys nicht eins zu eins an einen anderen Ort übertragen. „Jetzt aufzugeben, das käme einem Selbstmord gleich.“

20 Jahre Schlagerparty „Stimmen in Aspik“, Freitag, 26. Februar, 21 Uhr, Hafenbar, Chausseestraße 20/Ecke Invalidenstraße, Mitte

Julia Bernewasser

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