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Berlin: Schlechter Schnitt für Filmemacher

Die rot-rote Landesregierung in Potsdam hält an der geplanten Kürzung der Förderung fest – obwohl Berlin und die regionale Künstlerbranche heftig protestiert hatten.

Potsdam/Berlin - Vergeblich hatten Berlin und die Filmbranche der Region interveniert: Doch die rot-rote Regierung Brandenburgs wird die Entscheidung nicht zurücknehmen und 2013 erstmals den Rotstift bei der gemeinsamen Filmförderung mit Berlin ansetzen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dagegen lässt die Senatszuschüsse für das Medienboard Berlin-Brandenburg – zuletzt wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten in die Schlagzeilen geraten – deutlich aufstocken.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke) bestätigte, dass es bei den Kürzungen bleiben soll. „Wir müssen den gesamten Haushalt konsolidieren, können da keine Ausnahme für eine Branche machen“, sagte Christoffers. „Internationale Produktionen sind davon nicht betroffen.“ Es geht um 400 000 Euro, um die das Land Brandenburg ab 2013 seinen bisherigen Zuschuss von 7,7 Millionen Euro an das Medienboard kürzen wird. Berlin stockt seine Mittel von 10 Millionen Euro dagegen bis 2014 um 1,2 Millionen auf.

Gemessen an der vergleichsweise geringen Summe ist das Unverständnis groß. So hatte im Vorfeld Berlins Senatskanzleichef Björn Böhning Brandenburg öffentlich vor einem „falschen Signal für die Filmwirtschaft, für den Standort“ gewarnt. Im Roten Rathaus ist Medienwirtschaft Chefsache des Regierenden Bürgermeisters. Zudem forderte die hiesige Branche in einem bislang im Ton einmaligen geharnischten Brandbrief an Platzeck und Christoffers eine Rücknahme der Kürzung. Das Schreiben „stellvertretend für alle Filmschaffenden der Hauptstadtregion“ ist von Carl Woebcken, dem Chef der Babelsberger Studios, UFA-Geschäftsführer Wolf Bauer, den Firmenchefs Nico Hofmann (teamWorx) und Stefan Arndt (X-Filme), aber auch vom Rektor der Filmhochschule Dieter Wiedemann und dem Regisseur Andreas Dresen unterzeichnet. Sie warnen vor einer Kettenreaktion infolge der Einsparung. Die Region habe sich in der Medienwirtschaft „mit großem Abstand zur Nummer eins in Deutschland entwickelt“, heißt es darin. „Wir würden unsere Aktivitäten nur ungern aus der Region woanders hin verlagern, um zu vermeiden, dass die Medienregion Berlin-Brandenburg im nationalen Vergleich ins Hintertreffen geriet“, heißt es weiter. „Bei Reduzierung der Fördermittel könnte dies jedoch die Folge sein, da schon jetzt beim Medienboard mehr Anträge als bei jeder anderen deutschen Förderung eingereicht werden.“ Auch der Kulturstaatsminister der Bundesregierung versuche, zusätzlich Mittel für die Filmförderung zu erhöhen. Dies alles, so der Brandbrief, werde auf Bundesebene aber „schwer durchsetzbar“, wenn „ausgerechnet das Bundesland“, das zusammen mit Berlin nachweislich am meisten von den nationalen Filmfördersystemen profitiere, sein finanzielles Engagement reduziere.

Das Wirtschaftsministerium verweist darauf, dass genügend Geld im System sei und es über die Investitionsbank (ILB) weitere Förderinstrumente gebe. 2011 hatte das Medienboard etwa 263 Filmprojekte mit 24,6 Millionen Euro gefördert. Da frühere Förderungen teils als Darlehen ausgereicht wurden, seien rund 180 Millionen Euro im System, heißt es. Mit den sechs Unterzeichnern des Briefes liefen derzeit Gespräche.

Noch nicht ausgestanden ist die Affäre um finanzielle Unregelmäßigkeiten beim Medienboard. Die eingesetzten externen Sonderprüfer sollen bis Herbst ihren Bericht vorlegen. Konsequenzen gab es schon. Staatssekretär Heidemanns bestätigte, dass „ein Buchhalter und eine Veranstaltungsmanagerin das Unternehmen verlassen haben“.

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