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Berlin: Schlicht japanisch

Die Kultfirma Muji eröffnete ihren Laden in Mitte

„Der größte Unterschied zwischen Japan und Deutschland ist der Platz“, findet Akihiro Kamogari, deutscher Geschäftsführer bei Muji. Platz ist kein unwichtiger Faktor für ein Unternehmen, das von Möbeln über Büroartikel bis hin zu Haushaltsgeräten und Kleidung so ziemlich alles herstellt, was man zum Leben braucht. „Wir denken ständig über die Größe eines Produkts nach.“ Während in Japan die Gegenstände gar nicht klein genug sein können, werden sie in Deutschland einfach ignoriert. Der Geschäftsführer zeigt auf einen Tisch: „Den hat keiner gekauft, weil er zu niedrig war.“

Wer den neu eröffneten Mujiladen im ehemaligen Haus des British Council am Hackeschen Markt betritt, könnte angesichts all der kleinen Sachen denken: „Typisch japanisch.“ Einerseits ist das richtig, die Produkte sind so schlicht, so einfach auf die Funktion ausgerichtet, dass sie schon sehr nach Zen aussehen. Wer aber andererseits an eine Metropole wie Tokio denkt, mit all den blinkenden Reklametafeln, dem erscheint Muji fast wie ein aus Notwehr entstandener Gegenentwurf. Mit Klobürsten, einem Taschengrill, Plastikboxen, Bettwäsche und Zahnpasta kann man sein Großstadtleben in Zukunft auch in Berlin beruhigen.

In London, wo es neun Filialen gibt, klappt das vorzüglich. So hat die britische Tageszeitung „The Guardian“ Muji längst zum Allheilmittel für alle Alltagssorgen erklärt. Schreibt ein Leser, dass er etwas zum Anziehen, für die Wohnung oder ein Geschenk sucht, lautet die Antwort: „Geh doch zu Muji, da ist es gut und günstig.“ Das dürfte auch zum pragmatischen Konsumverhalten der Deutschen passen. Akihiro Kamogari hat da so seine Erfahrungen gemacht: „Deutsche kaufen niemals emotional.“

Muji gehört heute zu den größten Unternehmen Japans. Und das ganz ohne wiedererkennbares Logo: Muji ist die Abkürzung für „Mujirushi ryohin – keine Marke, gute Produkte“. In Japan, wo es die meisten der weltweit 416 Geschäfte gibt, kann man sein Leben längst komplett mit Muji-Produkten bestreiten. Das Unternehmen verkauft Waschmaschinen, Lebensmittel, Kinderfahrräder, Reiskocher und ein Erdbeben-Erste- Hilfe-Paket. Inzwischen können Japaner auch mit Muji Urlaub machen – auf eigenen Campingplätzen. Natürlich schläft man in Mujizelten, wäscht sich mit Mujiseife und spielt Federball mit, ja genau, Muji. GTH

Muji, Hackescher Markt 1, Montag bis Sonnabend 10 bis 20 Uhr

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