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Berlin: Schliemann über Schliemann

Schliemann! So eine Name verpflichtet, besonders bei einschneidenden privaten Veränderungen.

Schliemann! So eine Name verpflichtet, besonders bei einschneidenden privaten Veränderungen. Sich mit einem Schliemann verloben? Das macht man nicht irgendwo, sondern an dem Ort, wo Heinrich Schliemann den Schatz des Priamos fand – oder dies zumindest glaubte: in Troja. Und der Verlobungsring wird auch nicht einfach auf den dafür bestimmten Finger gesteckt – nein, die Auserwählte muss ihn erst unter Steinen suchen.

Auch solche Geschichten kann Joana Schliemann erzählen, gebürtige Hamburgerin, in London im Kultursektor tätig, verheiratet, dadurch über einige Ecken mit dem berühmten Archäologen verwandt und jetzt auch noch Autorin eines Kinderbuchs über den Entdecker Trojas (Joana Schliemann/Illustrationen von Maren Blaschke: Verrückt nach Troja. Maria trifft Heinrich Schliemann. edition.Saba, Berlin. 70 Seiten, 17,95 Euro). Gestern war sie nach Berlin gekommen, um abends vor geladenen Gästen ihr Buch vorzustellen. Nur ein Ort kam dafür infrage: der Troja-Saal im Neuen Museum, wo allerdings nur Kopien des von Schliemann gefundenen, 1881 dem deutschen Volk geschenkten Schatzes ausgestellt sind, die Originale sind seit Kriegsende in Moskau – auch solche Details erfährt der junge Leser aus dem reich bebilderten Band, der die kleine Maria erst mit einer kleinen Nachfahrin Schliemanns und dann – im magischen Zeitsprung – mit ihm selbst zusammentreffen lässt. In anderen Bänden des Verlags traf sie schon Liebermann, Einstein, Nofretete, Mozart und sogar Marx.

Das Buchprojekt begann auf einer Italienreise der jungen Familie Schliemann, dort gab es in einer Buchhandlung gerade eine Woche über den Troja-Forscher. Amalia, die sechsjährige Tochter Joana Schliemanns, wunderte sich über die vielen Bücher, die ihren Nachnamen trugen, so erzählte die Mutter ihr von dem in Homer und dessen Erzählungen vernarrten Ahnen. Um das zu vertiefen, suchte sie ein Kinderbuch zum Thema, konnte aber keines auftreiben und beschloss kurzerhand, es selbst zu schreiben. Vier Jahre habe das gedauert, erzählt die Autorin. Rund zehn Biografien hat sie dazu gelesen, die Geschichte durch Experten doppelt und dreifach prüfen lassen. Denn trotz aller Magie – die Fakten müssen stimmen. ac

Ein Interview mit Joana Schliemann gibt es am Sonnabend im „Kinderspiegel“.

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