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Berlin: Schlimme Aussichten für die "Topographie"

Der Streit um die Kosten des Dokumentationszentrums gefährden das Projekt, zusätzlich engen technische Probleme den Zeitrahmen einAmory Burchard Die Finanzsperre für den Neubau der "Topographie des Terrors" könnte sich schlimmer auswirken als zunächst angenommen. "Das ganze Projekt droht, den Bach runterzugehen", warnt die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Alice Ströver.

Der Streit um die Kosten des Dokumentationszentrums gefährden das Projekt, zusätzlich engen technische Probleme den Zeitrahmen einAmory Burchard

Die Finanzsperre für den Neubau der "Topographie des Terrors" könnte sich schlimmer auswirken als zunächst angenommen. "Das ganze Projekt droht, den Bach runterzugehen", warnt die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen, Alice Ströver. Hinter der schleppenden Klärung der bautechnischen und finanziellen Probleme des künftigen Dokumentationszentrums stehe offenbar die Absicht, die Verantwortung für die Topographie "komplett an den Bund abzugeben". In der Bundesregierung aber würde mit Kulturstaatsminister Michael Naumann ein Gegner des Dokumentationszentrums zuständig.

Die geschäftsführende Direktorin der "Topographie des Terrors", Gabriele Camphausen, fürchtet, dass die Realisierung des Dokumentationszentrums wegen des Finanzstreits "in Misskredit" geraten könnte. Derzeit werde den Kräften in die Hände gespielt, die es scheitern sehen wollten, sagte Camphausen gestern.

Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass die Baukosten von ursprünglich 36 Millionen Mark auf 70 Millionen steigen könnten. Bausenator Peter Strieder war, wie berichtet, am Mittwoch im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses mit einer allzu dünnen Vorlage zur Freigabe von vorläufig acht Millionen Mark Planungs- und Baukosten für das laufende Jahr gescheitert. Auf Betreiben der Koalition wurden die Mittel eingefroren.

SPD-Fraktionschef Wowereit hatte sogleich abgewiegelt, dies bedeute keineswegs einen Baustopp. Momentan werde an dem anspruchsvollen Gebäude, dass der Schweizer Architekt Peter Zumthor entworfen hat, ja ohnehin nicht gebaut. Die CDU will Strieder unter Zeitdruck setzen. Es liege nun in der Hand der Bauverwaltung, die Mittel wieder freizumachen, in dem sie einen Finanz- und Zeitplan für die Topographie vorlege. Mehr als 45 Millionen Mark dürften allerdings nicht eingeplant werden.

Gestern stellte sich heraus, dass die Bauverwaltung kaum eine Möglichkeit sieht, zu handeln. Strieders Sprecherin Petra Reetz erklärt, Architekt Zumthor müsse zunächst "Detailgespräche" mit den beteiligten Baufirmen führen. Die Frage, ob das filigrane Weißbeton-Stabwerk, aus dem der Baukörper besteht, einfacher, also kostengünstiger hergestellt werden könne, sei "hochkompliziert".

Offenbar sind diese Gespräche, die das Abgeordnetenhaus schon Anfang März gefordert hatte, noch nicht zustande gekommen. "Wir legen dafür in der nächsten Woche einen Fahrplan vor", sagt Reetz. Fraglich ist, ob dabei Einsparungen herauskommen können. Zumthor hatte kürzlich gegenüber dem Tagesspiegel betont, aufgrund der Schlichtheit der Stabwerkskonstruktion, könne man "gar nichts weglassen".

Die Zeit wird nun allerdings knapp: Das Stabwerk lässt sich nur im Sommer bei einer Durchschnittstemperatur von 16 bis 18 Grad Celsius mit einem Spezialkleber montieren. Falls die acht Millionen Mark für 2000 erst im Juni / Juli freigegeben werden, ziehen sich diese Arbeiten jedoch in den Herbst hin. Der Bau könnte dann frühestens im Mai 2001 fortgesetzt werden.

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