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Berlin: Schloss Charlottenburg: Alarm vertrieb Diebe Die Täter hatten es auf die Kroninsignien von Friedrich I. abgesehen – Profis waren das wohl nicht

Ein Hocker verstellt die unauffällige, weiße Holztür und damit den Weg zum Kronkabinett im Schloss Charlottenburg. Seit Samstagnachmittag ist es geschlossen.

Ein Hocker verstellt die unauffällige, weiße Holztür und damit den Weg zum Kronkabinett im Schloss Charlottenburg. Seit Samstagnachmittag ist es geschlossen. Unbekannte hatten versucht, eine Vitrine mit den Kroninsignien von Friedrich I. und seiner Frau Sophie Charlotte, der Namensgeberin des Bezirks Charlottenburg, zu stehlen. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Sie waren als Besucher ins Schloss gelangt und hatten im ersten Geschoss versucht, das Panzerglas der schätzungsweise 1,50 Meter breiten und 1,70 Meter hohen Vitrine aufzubrechen. Aufbewahrt werden darin die Krone von Friedrich I., der sich damit selbst 1701 in Königsberg krönte, und die seiner Frau Sophie Charlotte. Daneben liegen das mit Rubinen und Diamanten verzierte Reichszepter, der aus emaillierten Gold und mit Granaten verzierte Reichsapfel sowie zwei Schwerter. Eines davon ist das um 1540 geschaffene Reichsschwert, bei dem anderen handelt es sich um das Kurschwert, das 1460 Papst Pius II. an Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg verlieh. 28 Millionen Euro sind die Stücke wert.

Die Täter versuchten, die Panzerglasscheibe der Vitrine aufzuhebeln, gingen dabei aber wenig professionell vor. An zwei Stellen sind noch Beschädigungen an Glas und Rahmen erkennbar, die Kronjuwelen blieben unversehrt. Dunkle Flecken zeigen, wo die Polizei nach Fingerabdrücken suchte. Die Diebe ergriffen offenbar die Flucht, als die Alarmanlage losging. Ob sie ihre Fingerabdrücke auf der Scheibe hinterließen, werde derzeit geprüft. Ebenso werde untersucht, mit welchem Werkzeug sie sich an der Vitrine zu schaffen machten, sagte ein Kripo-Beamter. Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass Profis am Werk waren, dafür war der Versuch zu dilettantisch. Selbst wenn es ihnen gelungen wäre, die preußischen Kronjuwelen zu stehlen, hätten sie sie nirgendwo zu Geld machen können.

Als die Alarmglocken zu schrillen begannen, räumte das Sicherheitspersonal sofort den Raum. Möglicherweise haben sie dabei die Diebe sogar mit hinausgedrängt. Erst bei der anschließenden Kontrolle der Vitrinen wurden die Einbruchsspuren festgestellt und die Polizei verständigt.

Danach wurde das Personal zum absoluten Schweigen verpflichtet. Es war so verschwiegen, dass noch nicht einmal die Nachbarn direkt nebenan von dem versuchten Diebstahl erfuhren: „Ich weiß es aus der Zeitung“, sagte eine Verkäuferin im Museumsshop. „Mehr als da drin stand, weiß ich nicht.“ Auch im Schloss-Restaurant zuckten die Mitarbeiter ahnungslos mit den Schultern: „Ach, da befinden sich Kronjuwelen drin?“ – Nein, von dem Versuch, sie zu stehlen, habe man bisher nichts gehört, sagte ein Kellner. Und auch die Touristen, die am Pfingstmontag das Schloss bevölkerten, haben offenbar nichts von dem Diebstahlversuch bemerkt. Sie wurden durch die anderen Räume geführt oder sahen sich selbstständig um. Kaum einer kam auf die Idee zu fragen, was wohl hinter der weiß lackierten Tür noch für Schätze stecken mögen.

„Bis auf weiteres“ bleibt das Kronkabinett geschlossen. Ob es sich um Tage oder Wochen handeln könnte, ist derzeit noch ungewiss. Besucht werden können aber die Silberkammer, das gesamte Alte Schloss sowie der Neue Flügel während der regulären Öffnungszeiten von 9 bis 17 Uhr.

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