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© dpa

Schlossparktheater: Das ganze Jahr Premierenstimmung

Dieter Hallervorden lädt zum Neujahrsempfang ins Schlossparktheater. Der Start scheint gelungen.

In der Politik ist es üblich, nach 100 Tagen eine erste Bilanz zu ziehen. Die Kunst lässt sich mehr Zeit. Vor viereinhalb Monaten hat Dieter Hallervorden mit eigenem Geld und unter dem Jubel von Publikum, Prominenz, Politik und Presse das jahrelang geschlossene und verfallene Steglitzer Schlossparktheater wiedereröffnet. Am Freitagabend hat er seine Gäste zum Neujahrsempfang begrüßt – und zugleich ein positives Fazit der ersten Wochen gezogen. Nein, er bedauere die Entscheidung, mit 74 Jahren noch einmal ein Theater übernommen zu haben, überhaupt nicht: „Die Voraussetzung von Erfolg ist, dass man sein Handwerk liebt. Und wir haben viel Anerkennung von allen Seiten bekommen für den Mut, dieses Haus wiederzueröffnen, und für die Qualität des Gebotenen.“

Rückblick: Am 2. September 2009 strahlt die klassizistische Pforte des Schlossparktheaters erstmals seit langem wieder im Scheinwerferlicht. Der zugewucherte Rasen ist gemäht, die ausrangierten und rostenden Einkaufswagen, die nach dem Rückzug des letzten Mieters Stage Entertainment das Bild bestimmt haben, beseitigt. Auf den Gesichtern der Gäste zeichnen sich Freude und Erwartung ab, der Regierende Bürgermeister hat einen Abend zuvor gemeinsam mit Alfred Biolek die Eröffnungsgala moderiert, sogar der Bundespräsident ist zur ersten Premiere „Die Socken Opus 124“ gekommen. Das Stück selbst ist nur ein schaler Beckett-Aufguss, aber Dieter Hallervorden und Ilja Richter holen das meiste aus ihren Figuren heraus – ein Versprechen, dass an diesem Ort nach der kurzen Musical-Ära und dem langen Leerstand wieder klassisches Sprechtheater zu seinem Recht kommen würde.

Fünf Premieren hat es seither gegeben, darunter die Politsatire „König der Herzen“, in der der britische Thronfolger aus Liebe zu einem muslimischen Mädchen zum Islam konvertieren möchte. Hallervorden spielt den zynischen Premierminister. Beim Publikum würde allerdings, sagt er, „Love Letters“ am besten ankommen, ein Stück über die sehr konträr verlaufenden Biografien zweier Menschen, die sich ihre Liebe nur in Briefen gestehen können.

Die Auslastung seines Hauses würde bei 80 Prozent liegen – „und das, obwohl wir keine Zeit hatten, einen Abonnentenstamm aufzubauen, und auch keine Touristenbusse täglich die Massen vor unsere Türe karren“. Jeder einzelne Besucher entscheide sich individuell, ins Schlossparktheater zu kommen. Obwohl er keine Untersuchungen durchführen lässt, geht Hallervorden davon aus, dass die meisten Besucher keine langen Wege auf sich nehmen und direkt aus Steglitz-Zehlendorf kommen.

Dessen Bürgermeister Norbert Kopp hat ihm beim Neujahrsempfang eine Spende der Meridian-Stiftung in Höhe von 40 000 Euro überreicht. Die sind allerdings schon wieder ausgegeben: für die Neuproduktion „Die Nadel der Kleopatra“, die am Donnerstag Premiere hatte (Rezension Seite 24). Das hohe Tempo beim Aufbau eines neuen Spielplans wird Hallervorden beibehalten, bis Januar 2011 stehen die Premieren fest. Die nächste Uraufführung – „Zebralla“– folgt schon am 4. Februar. Wer Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion ist, dürfte klar sein. Hallervorden selbst drückt das natürlich so aus: „In diesem Fall leider mit mir.“ Udo Badelt

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